Im März 2021 schüttelt Lara Gut-Behrami mehrmals den Kopf. «Fairness ist etwas anderes», sagt sie in Lenzerheide. Was sie stört, ist klar: Der provisorische Weltcup-Kalender für den folgenden Winter hat 22 Technik-Bewerbe, aber nur 13 Speed-Rennen. Ein krasses Ungleichgewicht an Disziplinen, das es ihr verunmöglicht, auch nur ansatzweise an den Gesamtweltcup zu denken. Letztlich überdenkt die FIS ihre Planung, es werden je 9 Rennen pro Disziplin (Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und Slalom) angesetzt, dazu ein Parallel-Rennen.

«Das geschah wohl auch dank des Zutuns von Lara», sagt Alexandra Meissnitzer (49). Die Ski-Expertin des ORF findet es gut, dass die Tessinerin damals klare Kante zeigte. Auch im kommenden Winter ist das Disziplinen-Verhältnis sehr ausgeglichen – 11 Abfahrten, 9 Super-Gs, 10 Riesenslaloms und 11 Slaloms stehen auf dem Programm. Kombinationen gibt es nicht mehr und nur einen Parallel-Event. Schöne Aussichten für Gut-Behrami, die keine Slaloms fährt. «Ich traue Lara in Bestform natürlich den Gesamtweltcup zu. Sie hat immer wieder gezeigt, dass sie in drei Disziplinen gewinnen kann», sagt Meissnitzer.

Frehsner: «Lara ruht in sich»

US-Star Mikaela Shiffrin (27) bleibt die Top-Favoritin auf den Gewinn der grossen Kristallkugel. Dahinter lauern Petra Vlhova (27, Slk), Federica Brignone (32, It), Ragnhild Mowinckel (30, No), Sofia Goggia (29, It), Michelle Gisin (28) und Gut-Behrami.

«Lara hat immer ein Wörtchen mitzureden. Sie macht mir einen tollen Eindruck, sie ruht in sich und strahlt. Wenn sie diese Lockerheit mitnimmt, hat sie keinen zusätzlichen Stress und verbraucht nicht so viel Energie», sagt Trainer-Legende Karl Frehsner (83).

Slaloms? Gut-Behrami winkt ab

Für Frehsner zählt Gut-Behrami zum Kreis der Favoritinnen im Gesamtweltcup. Bereits 2016 schaffte sie den Coup, damals noch als unverheiratete Lara Gut. Nur etwas sähe Frehsner gerne: «Wenn Lara auch die Slaloms fahren würde. Sie hat das Talent dafür und bräuchte nicht viele Trainings», sagt er. Blick fragt bei Gut-Behrami nach, sie winkt aber schmunzelnd ab: «Nein, so weit wird es nicht kommen.»

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Nicht nur Meissnitzer und Frehsner glauben an Gut-Behrami. Auch Hans Flatscher (54), der bei Gut-Behramis Gesamtweltcupsieg Cheftrainer des Frauen-Teams war, meint: «Lara hat alle Puzzleteile, die es braucht, zusammengesetzt. Theoretisch ist der Gewinn der grossen Kristallkugel möglich.» Theoretisch? Was Flatscher meint, ist klar: Gut-Behrami müsste im Gegensatz zur letzten Saison gesund durch den Winter kommen. Am 22. Oktober kommts beim Riesenslalom in Sölden (Ö) zum ersten Rendez-Vous der Ski-Stars.