Unterdrückung von muslimischen Uiguren. Gewalt gegen Protestierende in Hongkong. Diskriminierung von Menschen aus dem Tibet. Die chinesische Regierung steht auch vor den Olympischen Spielen 2022 in einem schlechten Licht – zumindest aus westlicher Perspektive. Die USA kündigten an, aus Protest keine diplomatischen Vertreter nach Peking zu schicken.
Doch was ist mit den Athleten? Michelle Gisin weiss um die Probleme des kommunistischen Milliarden-Staates. Dennoch sagt sie: «Es ist das Ziel des Sports, Leute zu verbinden und Kulturen näherzubringen. Wenn man bedenkt, was in den letzten zwei Jahren auch wegen Corona passierte, ist das vielleicht wichtiger denn je.»
Olympischer Geist über allem
Österreichs Speed-Ass Vincent Kriechmayr erklärte vor wenigen Wochen im Blick: «Für Olympia würde ich auch nach Nordkorea fliegen.» So krass würde sich Gisin nicht äussern. Die Kombi-Olympiasiegerin von Pyeongchang findet, jeder müsse selbst entscheiden, ob er in Peking dabei sein möchte oder nicht. Sie sagt aber: «Wir Sportler hatten bei der Vergabe dieser Spiele nichts zu sagen.»
Man ahnt, dass Gisin wohl lieber in einem anderen Land um Medaillen kämpfen würde. Doch das ist nicht möglich. «Ich konzentriere mich auf den Sport und hoffe, dass China diese Chance nutzt, um Veränderungen einzuläuten», so die Engelbergerin. Dabei sein ist alles – Gisin findet, man solle sich auf diesen olympischen Geist besinnen.