Trainer-Legende Karl Frehsner spricht nach dem Bormio-Super-G Klartext
«Zu meiner Zeit waren sogar zweite Plätze zu wenig!»

Drei Schweizer in den Top-Ten, aber keiner auf dem Podest. Eine Enttäuschung? Der erfolgreichste Trainer der Schweizer Ski-Geschichte liefert nach dem Bormio-Super-G eine klare Antwort.
Publiziert: 30.12.2021 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2021 um 11:36 Uhr
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Nach seinem Sturz in der Abfahrt fährt Beat Feuz im Bormio Super-G auf den fünften Rang.
Foto: keystone-sda.ch
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Neben Youngster Marco Odermatt stellt Swiss Ski auch den ältesten Mann in Bormio. Der 82-jährige Karl Frehsner, der in den 80iger-Jahren das Schweizer Wunder-Team um Pirmin Zurbriggen aufgebaut hat, ist beim Verband nach wie vor für die Entwicklung der Rennanzüge zuständig. Mit scharfem Blick beobachtet der Altmeister in der Coaching Zone den Super-G auf der Stelvio.

Zwischendurch schwelgt er aber auch in Erinnerungen. «Während meiner Zeit als Cheftrainer war den Schweizer Journalisten meistens sogar der zweite Rang zu wenig!» Er liefert zwei Beispiele: «Nach der Lauberhornabfahrt 1985, bei der Zurbriggen verletzt fehlte, titelte der Blick: ‹Pirmin fehlt an allen Ecken und Enden - Franz Heinzer nur Zweiter!› Und als wir in Kitzbühel geschlossen die Ränge 4 bis 8 belegten, wurde das von gewissen Journalisten als grösste Niederlage der Ski-Geschichte beschrieben!»

«Auch bei Pirmin gab es solche Tage»

Obwohl die Schweizer nach dem starken Auftritt in der Abfahrt (2. Odermatt, 3. Hintermann) im Super-G auf der Stelvio neben dem Podest auf den Rängen 5 (Feuz), 7 (Regentin) und 8 (Odermatt) landen, will Frehsner in diesem Fall nicht von einer Niederlage reden: «Feuz hat als Abfahrts-Spezialist eine sensationelle Super-G-Leistung abgeliefert, dasselbe trifft auf Rogentin zu. Und wenn man bedenkt, dass Odermatt in den Tagen zuvor enorm viel Substanz auf dieser sehr schwierigen Abfahrt verloren hat, darf man auch mit seinem Ergebnis sehr zufrieden sein.»

Der gebürtige Österreicher bemüht einen weiteren Vergleich mit Pirmin Zurbriggen: «Auch bei Pirmin hat es Tage gegeben, an denen von Anfang an klar war, dass es für den Sieg nicht reichen wird. An solchen Tagen habe ich zu ihm gesagt: «Schau, dass es mit einer soliden Fahrt für die Top 10 reicht.» Das hat nun auch Marco unter sehr schwierigen Voraussetzungen geschafft.»

Odermatt zieht mit Bode Miller gleich

Was sagt Odermatt selber zu seiner Leistung? «Mein Gefühl hat mir vor diesem Rennen gesagt, dass es schwierig wird, um an die Leistung in der Abfahrt anzuknüpfen. Der Kraftverlust in den Beinen ist das eine, die mentale Müdigkeit das andere. Und deshalb ist es nicht möglich, jedes Rennen mit derselben Konsequenz durchzuziehen.»

Deshalb hält sich beim 24-Jährigen auch die Vorfreude auf den Super-G vom Donnerstag in Grenzen: «Es wäre mir auch egal, wenn wir jetzt die Heimreise antreten könnten. Anderseits glaube ich schon, dass ich im zweiten Super-G das eine oder andere verbessern kann.» Und unabhängig vom heutigen Ergebnis kann man festhalten, dass «Odi» mit seinem ersten Abfahrts-Podestplatz in Bormio Geschichte geschrieben hat: Er ist seit US-Superstar Bode Miller (44, Saison 2013/14) der Erste, der in einer Saison im Riesenslalom, im Super-G und in der Abfahrt Podestplätze herausfahren konnte.

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