Wie viel ist ein 25. Platz in einem Slalom wert? Faktisch gesehen nicht viel. Um genau zu sein: Sechs Weltcup-Punkte. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn für Aline Danioth bedeutet diese Platzierung die Welt. «Ich musste schon im Starthäuschen vor Freude fast weinen. Mir ging alles, was ich in den letzten zwei Jahren durchmachen musste, durch den Kopf», erzählt sie.
710 Tage ohne Rennen liegen hinter Danioth. Mitte Januar 2020 riss sie sich beim Parallel-Rennen in Sestriere (It) das Kreuzband. Sie kämpfte sich mit eisernem Willen zurück. Doch bereits im Oktober knallte es im Training, mitten in ihrer Comeback-Phase, erneut. Schon wieder war das rechte Kreuzband futsch. Viele fragten sich: Hängt die Junioren-Weltmeisterin die Ski an den Nagel?
Es war Danioths vierte schwere Verletzung innert fünf Jahren. Danioth, die sonst so aufgestellte Ski-Romantikerin aus Andermatt, war am Boden zerstört. Sie kehrte dem Schweizer Winter den Rücken zu und in die Sonne Hawaiis. Dort besuchte Danioth eine Englischschule, schloss neue Freundschaften und schöpfte neuen Mut. Irgendwann war ihr klar: «Ich will es noch einmal versuchen.»
Und heute? Da ist sie «mega stolz», wie sie mit Tränen in den Augen in Lienz erklärt. «Nur mein engstes Umfeld kann sich wirklich vorstellen, welch harte Zeit ich erlebt habe. Dass ich nun wieder hier stehe und sogar mithalten kann, ist unglaublich.» Tatsächlich ist ihre Freude nicht nur während der Fahrt zu spüren und zu sehen, sondern auch danach –Danioth strahlt über beide Ohren.
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Gisin legt die dicke Sonnenbrille ab
Das gilt auch für Michelle Gisin, die hinter der Siegerin Petra Vlhova (Slk) und Katharina Liensberger (Ö) Dritte wird. Sie ist noch vor Wendy Holdener (5.) und der erneut starken Camille Rast (7.) die beste Schweizerin. Wie schaffte es Gisin, den Frust des Vortages mit Rang 21 im Riesenslalom zu verdauen? «Manchmal ist es wie beim Würfeln. Ich weiss überhaupt nicht, was mich erwartet. Heute klappte es wieder», spricht sie die Folge ihrer Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber an.
Das Ganze sei nach wie vor ein auf und ab. «Ich ging durch ein sehr dunkles Tal. Umso schöner, dass es nun so gut geklappt hat.» Während Gisin spricht, funkeln ihre Augen. Diese sah man zu Beginn der Saison selten, weil sie oft eine dicke, gespiegelte Sonnenbrille trug – das grelle Licht macht ihr zu schaffen. «Die Empfindlichkeit meiner Augen ist nun deutlich geringer. Schlimmer sind die vielen Geräusche, es ist ein kleines Durcheinander. Aber auch das wird irgendwann besser werden.»