Jahrelang konnten sie sich im Schatten von Wendy Holdener bewegen. Nun treten sie selbst ins Slalom-Scheinwerferlicht: Michelle Gisin (30), Mélanie Meillard (25), Camille Rast (24) und Elena Stoffel (27). Sie müssen für Swiss-Ski die Kohlen aus dem Feuer holen. Schafft es das Quartett? «Sie sind jetzt gefragt», sagt Cheftrainer Beat Tschuor. Und Alpin-Direktor Hans Flatscher meint: «Sie sind nicht mehr so jung, dass dieser Druck sie hemmen würde.» Blick beleuchtet die Ausgangslage der vier Athletinnen:
Michelle Gisin: Die Erfahrene
Sie war einst eine reine Slalomfahrerin, 2020 holte sie in dieser Disziplin ihren einzigen Weltcupsieg. Im Laufe der letzten Jahre bewegte sich Gisin je länger, desto mehr in Richtung der schnellen Disziplinen, seit dieser Saison gehört sie zur Speed-Gruppe. Obwohl das Slalom-Training keine Priorität mehr geniesst, zeigte Gisin einen ansprechenden Saisonstart – der 6. Platz in Killington (USA) war stark. Dennoch: Es fehlt einiges, um an Top-Cracks wie Shiffrin (USA), Vlhova (Slk) und Dürr (De) vorbeizukommen.
Mélanie Meillard: Die Rückkehrerin
Zwei Jahre verlor die Walliserin wegen Operationen am Kreuzband. Diesen Rückstand machte Meillard, die so viel Gefühl für den Schnee hat wie kaum eine andere, noch nicht wett. Während sie körperlich und technisch wieder auf ansprechendem Niveau fährt, entscheidet bei ihr häufig der Kopf. Traut sie sich und ihrem Körper wieder alles zu? Wenn ja, sind Platzierungen zwischen 5 und 10 möglich.
Camille Rast: Die Umsteigerin
Die Mountainbike-Liebhaberin ist eine zierliche Powerfrau, die einst wegen des Pfeifferschen Drüsenfiebers zu Beginn wertvolle Zeit verlor. Im letzten Winter wechselte Rast das Material, von Head zu Salomon. Ein Fehler, den sie vor dieser Saison korrigierte – sie ist wieder bei Head. Das Problem: Die Entwicklung ist nicht stehengeblieben, Rast muss das perfekte Setup erst noch finden. Immerhin ist eine Basis gelegt. Wie bei Meillard gilt: Ihr Ziel muss es sein, sich der Weltspitze anzunähern.
Elena Stoffel: Die Spätberufene?
Platzierungen zwischen 15 und 25 hat die Arbeiterin aus Unterbäch VS zur Genüge gesammelt. Die Trainer und sie selbst erwarten den nächsten Schritt – zumal Stoffel nicht mehr zu den jungen Fahrerinnen zählt. Der Saisonstart ging allerdings in die Hose: 3 Slaloms, null Punkte.