Und jetzt ist es doch passiert. Nachdem das Schweizer Frauen-Team ohne ernste Verletzung durch Sommer, Herbst und bisherigen Winter durchgekommen ist, vermeldet Swiss-Ski am Dienstag um 11.16 Uhr die Hiobsbotschaft: Wendy Holdener (30) hat sich verletzt.
«Bei einem Sturz ins Netz zog sie sich eine Fraktur des linken Sprunggelenks zu», heisst es. Holdener wird am Dienstag in der Klink Hirslanden operiert – danach muss sie ihren Fuss für zwei Monate ruhigstellen.
Ist die Saison der besten Schweizer Slalomfahrerin der letzten Jahre damit gelaufen? «Wir werden Ende Februar oder Anfang März entscheiden, ob sie noch einmal ins Renngeschehen eingreift», sagt Teamarzt Walter O. Frey.
Eine riesige Lücke im Frauen-Team
Holdeners Ausfall ist ein herber Dämpfer für Swiss-Ski. Mehr noch: Er ist ein Schock. «Wendy ist unsere grosse Stütze im Slalom, eine absolute Leistungsträgerin. Diese Verletzung reisst eine riesige Lücke in das Team», sagt Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor. Er war nicht vor Ort, hatte aber engen Kontakt mit Holdeners Trainer Christian Brill.
Mehr zum Skisport
Die Statistik untermauert seine Aussagen: In den letzten zehn Jahren holte Holdener 36 der 42 Schweizer Slalom-Podestplätze. Im letzten Winter gewann die Schwyzerin ihre ersten beiden Weltcupslaloms, dazu hamsterte sie bei der WM in Méribel (Fr) zweimal Silber.
«Traurig, aber sehr gefasst»
«Ich habe mit Wendy telefoniert», so Tschuor. «Sie war traurig, wirkte aber sehr gefasst und hat bereits darüber gesprochen, möglichst schnell zurückzukommen. Sie blick bereits nach vorne.»
Fakt bleibt aber auch: Eine solch gravierende Verletzung hat Holdener noch nie erlitten. 2019 erlitt sie eine Fraktur am Ellenbogen, 2020 am Wadenbeinkopf und 2021 brach sie sich beide Hände. Lange fiel sie dabei nie aus.
«Wir werden dich vermissen», schreibt Teamkollegin Camille Rast (24) auf Instagram. Der Druck auf ihren Schultern, aber auch auf jenen von Michelle Gisin (30) und Mélanie Meillard (25), wird nun grösser. Sie müssen jetzt die Kohlen aus dem Feuer holen. «Sie sind jetzt gefragt, aber ich traue ihnen das durchaus zu», so Tschuor.
Der Aufprall zerstört Holdeners Ski
Doch wie ist es überhaupt zum Unfall gekommen? Rückblick. Am Montag trainiert Holdener in Pozza di Fassa (It) Slalom. Das Wetter ist bewölkt, die Piste gut und griffig. Holdener fühlt sich gut. Dann, beim Ausgang einer Dreiervertikalen, passiert es: Sie verliert die Balance, ihre Ski kreuzen sich.
«Sie blieb beim Wechsel hängen und flog geradeaus ins B-Netz», berichtet Tschuor. Der Aufprall ist so heftig, dass beide Ski gestaucht, sprich durchgekrümmt werden – sie sind kaputt. Die Trainer sind sofort da und betreuen sie.
Die Hoffnung auf eine Rückkehr bleibt
Mindestens acht Wochen lang darf Holdener ihr linkes Sprunggelenk nicht belasten. Was danach folgt, ist offen. Tschuor: «Wendy regeneriert normalerweise sehr schnell. Sie ist extrem fleissig, fokussiert und akribisch. Es ist durchaus realistisch, dass sie Ende Winter zurückkommt – die Hoffnung verlieren wir jedenfalls nicht.»