Nach der Absagen-Flut im ersten Drittel dieses Weltcup-Winters (von neun Männer-Rennen wurden nur zwei beendet) zeichnet sich ein Monster-Programm bei den Speed-Klassikern im Januar ab.
In Wengen waren ursprünglich eine Abfahrt-, ein Slalom- und ein Super-G geplant. Nun wird das Lauberhorn-OK aller Voraussicht nach noch eine Abfahrt übernehmen, die vorletzte Woche in Beaver Creek abgesagt werden musste. Am 19. und am 20. Januar sind auf der berüchtigten «Streif» in Kitzbühel erneut zwei Abfahrten eingeplant.
Klare Ansage von Feuz
Olympiasieger Beat Feuz hat eigentlich sehr gute Erinnerungen an grosse Doppel-Rennen – 2021 sicherte sich der Emmentaler am Hahnenkamm das Double. Trotzdem spricht sich der 36-Jährige, der vor elf Monaten in Kitzbühel das letzte Rennen seiner einzigartigen Karriere bestritten hat, gegen die Klassiker im Doppelpack aus: «Ein Sieg bei einem Klassiker sollte etwas ganz Besonderes bleiben. Aber wenn in Wengen und Kitzbühel jedes Jahr zwei Abfahrten angesetzt werten, haben wir in zehn Jahren so viele Lauberhorn- und Streif-Sieger, dass diese Titel eben nichts Aussergewöhnliches mehr sind.»
Deutschlands Alpin-Papst Felix Neureuther pflichtet seinem Schweizer Kumpel bei: «Solche Doppel-Rennen auf klassischen Pisten sind schädlich für unseren Sport. Die Fussball-WM ist nicht zuletzt deshalb ein derart gigantisches Ereignis, weil sie nur alle vier Jahre stattfindet. Eine WM-Medaille im Biathlon ist dagegen weniger wert, weil es jedes Jahr eine Biathlon-Weltmeisterschaft gibt. Und deshalb sollten wir Alpinen mehr Wert auf Exklusivität legen.»
«Habe überhaupt kein Verständnis dafür»
Von Exklusivität kann in den kommenden Tagen bei den Alpin-Klassikern im Südtirol aber nicht die Rede sein. Auf der Grödner «Saslong» wird neben dem ursprünglich angesetzten Super-G (Freitag) und der Original-Abfahrt (Samstag) am Donnerstag eine Abfahrt von Zermatt-Cervinia in verkürzter Form durchgeführt. Und auf der «Gran Risa» in Alta Badia stehen am Sonntag und am Montag zwei Riesenslaloms auf dem Programm.
Zum Leidwesen von Österreichs Hans Knauss (52, Riesenslalom Vize-Weltmeister 2003). «Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass man auf diesem geschichtsträchtigen, selektiven Hang von Anfang an zwei Riesen angesetzt hat. Alta Badia stellt für die Riesenslalom-Spezialisten zusammen mit Adelboden den grössten Klassiker dar. Und hier sollte es pro Jahr nur einen Sieger geben. In der Formel 1 wird ja auch nur einmal im Jahr in Monaco gefahren.»
Fehlstart in die Saison
Auch wenn für zwei abgesagte Abfahrten Nachholtermine gefunden wurden, bleibt unter dem Strich der heftigste Fehlstart in der bald 57-jährigen Geschichte des Alpinen Weltcups: Von neun Männer-Rennen konnten in dieser Saison bis dato lediglich zwei Wettkämpfe durchgeführt werden – der Riesen in Val-d'Isère mit dem Sieger Marco Odermatt und der Slalom in Gurgl mit einem Dreifach-Triumph für Österreich. Dem gegenüber stehen nicht weniger als sieben Absagen: Nach den Speed-Rennen in Zermatt-Cervinia (2) sowie in Beaver Creek (3) und dem Riesenslalom in Sölden fiel am Sonntag auch der Slalom in Val-d’Isère dem Wetter zum Opfer.