Was jahrelang befürchtet wurde, ist nun eingetreten. Mit Wendy Holdener hat es eine der «Big 4» im Schweizer Frauen-Team erwischt. Ihr Ausfall wiegt schwer – sehr schwer. Denn: Derzeit sind nur Lara Gut-Behrami, Corinne Suter und vielleicht noch Michelle Gisin in der Lage, Podestplätze einzufahren. Bei allen anderen wäre eine Top-3-Klassierung eine Überraschung. Zumindest im Slalom müssen sich die Schweizer Ski-Fans auf düstere Monate einstellen.
Auch die Verteidigung des Nationencups wird für Swiss-Ski zur Herkules-Aufgabe. Die breit aufgestellten Österreicherinnen, aber auch die Italienerinnen mit ihren Trümpfen Goggia und Brignone haben freie Bahn, weil mit Holdener eine 1000-Punkte-Fahrerin ausfällt.
Das ist einerseits ärgerlich, andererseits darf man beim Verband nicht überrascht sein. Warum? Erstens: Im Skisport kommt fast nie ein Athlet ohne schwere Verletzung durch die Karriere – auch nicht Holdener, wie sich zeigt. Zweitens: Es war immer klar, dass das Eis bei Swiss-Ski auf Frauen-Seite zu dünn ist – vor allem in den technischen Disziplinen. Meillard und Rast hätten das Potenzial gehabt, um im Slalom die Lücke zu Holdener zu schliessen – die beiden Walliserinnen waren riesige Talente, wurden in ihren Karrieren aber zu früh zu sehr forciert. Die Folgen? Verletzungen und Krankheiten – sie verloren wichtige Jahre.
Gleichzeitig sind die ganz jungen Schweizerinnen noch nicht parat für den grossen Wurf. Der umsichtige Swiss-Ski-Direktor Walter Reusser hat die Probleme vor Jahren erkannt und richtige Massnahmen eingeleitet – es wird mit Geld, Geduld und Fachwissen gearbeitet. Bis man die Früchte ernten kann, dauert es aber noch. Der Ausfall Holdeners schmerzt darum umso mehr.