«Jetzt investiere ich alles»
Nach Verletzungen und Depressionen greift Ski-Ass Rast nun richtig an

Verletzungen, Krankheiten, Depressionen: Camille Rast (25) musste in ihrer jungen Karriere oft unten durch. Heute sprüht sie sogar beim knallharten Kondi-Training vor Lust.
Publiziert: 07.11.2024 um 13:06 Uhr
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Lange Zeit liess ihr Körper sie im Stich: Camille Rast. Nun fühlt sich die Super-Technikerin aus Vétroz VS endlich gesund und fit.
Foto: Pius Koller

Auf einen Blick

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Mathias GermannReporter Sport

Sie tänzelt, schwitzt und schmunzelt: Camille Rast ist glücklich. «Erstmals überhaupt hatte ich eine perfekte Saisonvorbereitung. Keine Verletzung, keine Erkrankung, keine Reha. Das macht einen Riesenunterschied», sagt die 25-Jährige. Sie ergänzt: «So macht es Spass.»

Wir treffen Rast wenige Wochen vor dem Auftakt der Weltcup-Saison. Wo? In Auvernier am Neuenburgersee. Hier trainiert die Walliserin im Sommer unter der Anleitung von Kondi-Coach Florian Lorimier. Weil es draussen etwas kühl ist, schuftet Rast drinnen. Sprünge, Sprints, Kniebeugen – der ehemalige Schleifer von Ski-Gigant Didier Cuche (50) gibt Anweisungen, korrigiert, lobt und tadelt zwischendurch auch mal. «Florian kennt mich in- und auswendig. Er weiss genau, was ich brauche und wie ich funktioniere», sagt das Technik-Ass.

Rast wuchtet 170 Kilo auf der Langhantel nach oben. «185 wären auch möglich», sagt Lorimier. Er weiss: Quantität ist nicht gleich Qualität. «Das Wichtigste sind die Beine. Da braucht es eine Ausgeglichenheit bei Krafterzeugung und Explosivität.»

Selbstverständlich ist das bei Rast nicht, musste sie doch seit Karriere-Beginn immer wieder unten durch. Sie erkrankte am Pfeifferschen Drüsenfieber, litt unter Depressionen, der Rücken machte Sorgen, sie wurde oft krank und riss sich Kreuzband und Innenband.

Heute sagt sie: «Ich habe vor sieben Jahren meinen ersten Weltcupstart gemacht. Aber die Leute vergessen, dass ich praktisch drei davon verloren habe. Würde man sie abziehen, wäre ich nicht 25, sondern 22 Jahre alt. Nun bin ich zum ersten Mal richtig gesund.»

Zweimal Vierte – wann landet sie auf dem Podest?

Trotz der vielen Rückschläge hat sich das einstige Ski-Wunderkind aus Vétroz VS zuletzt steil nach oben gearbeitet. Siebenmal fuhr Rast im vergangenen Weltcup-Winter in die Top 10. Zweimal glänzte sie als Vierte – einmal fehlten 30, einmal nur 9 Hundertstel zum ersehnten, ersten Podestplatz. «Ich will einfach immer besser Skifahren und Spass haben. Ist das der Fall, klappt es auch mit dem Podium.»

Das erste Rendez-vous des Winters steig für Rast im Oktober in Sölden (Ö). Hier feierte sie einst als 17-Jährige ihr Debüt im Ski-Zirkus. «Das liegt gefühlt eine Ewigkeit zurück.» Tatsächlich brachte der Rettenbachgletscher ihr bislang wenig Glück: Dreimal kassierte Rast einen Nuller, im letzten Winter fiel sie nach dem ersten Lauf vom 21. auf den 29. Rang zurück. Diesmal gings deutlich besser. Mit Rang 12 startete sie so gut wie noch nie in Sölden in den Winter.

Sie könnte auch an die Uni

Ihren Ruf, erst gegen Ende der Saison in Hochform zu kommen, hat Rast nach dem Wechsel zurück von Salomon zu Head abgelegt. «Einige meinten, auf Head würde es sofort wieder klappen. Aber so einfach war das nicht, denn das Material hatte sich weiterentwickelt. Nun bin ich froh, den zweiten Winter nacheinander mit Head unterwegs zu sein – diese Kontinuität hilft.»

In den schwierigen Jahren war auch der Rücktritt ein Thema. «Ja, ich habe daran gedacht, aber ich habe immer weitergemacht.» Rast findet, als Spitzensportlerin muss man auch einen Plan B haben. «Deshalb habe ich auch die Matura in Wirtschaft und Recht gemacht. Sollte es mal fertig sein, könnte ich so direkt an die Uni», so die passionierte Leserin.

Der Gedanke, die Ski an den Nagel zu hängen, ist derzeit so weit entfernt wie noch nie – zum Glück. «Ich gebe mir jetzt die Chance im Spitzensport und investiere alles, was ich habe.»

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