Mit 55 Weltcupsiegen, 100 Podestplätzen, drei grossen und elf kleinen Kristallkugeln sowie je drei Goldmedaillen an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen ist Vreni Schneider der bis dato erfolgreichste Schweizer Skistar. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag spricht das Slalom- und Riesenslalom-Ass aus Elm GL mit uns über ihr Leben nach der Karriere.
Sie wohnen seit bald 60 Jahren in Elm. Was macht dieser Ort für Sie aus?
Vreni Schneider: Er ist meine Heimat. Mir gefallen die Menschen, die Natur und die Berge. Einigen ist es hier zu eng, ich möchte aber an keinem anderen Ort der Welt leben. Während meiner Aktiv-Karriere fuhr ich meist zwischen den Rennen eine Nacht nach Hause, um die Batterien aufzuladen.
Und hier werden Sie am 26. November auch Ihren 60. Geburtstag feiern?
Nein, ich werde kein Fest machen. Ich habe beim 50. Geburtstag keines gemacht und werde dies auch in Zukunft nicht tun. Es kann sein, dass unser Sohn Florian an dem Tag ein Rennen hat. Und weil es ein Dienstag ist, werden mein Mann Marcel und unser jüngerer Sohn Flavio ganz normal arbeiten. Wenn möglich, werde ich diesen Tag im Schnee verbringen.
Vreni Schneider gehört zu den erfolgreichsten Skirennfahrerinnen der Geschichte und dominierte das Renngeschehen in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren. Sie gewann dreimal den Gesamtweltcup, holte elf kleine Kristallkugeln und elf Medaillen an Grossanlässen. 1995 trat sie zurück. Mit ihrem Mann Marcel Fässler, verheiratet seit 1999, und den Söhnen Florian und Flavio lebt sie in Elm GL.
Vreni Schneider gehört zu den erfolgreichsten Skirennfahrerinnen der Geschichte und dominierte das Renngeschehen in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren. Sie gewann dreimal den Gesamtweltcup, holte elf kleine Kristallkugeln und elf Medaillen an Grossanlässen. 1995 trat sie zurück. Mit ihrem Mann Marcel Fässler, verheiratet seit 1999, und den Söhnen Florian und Flavio lebt sie in Elm GL.
Wie fühlen Sie sich mit bald 60?
Momentan hervorragend, aber fragen Sie mich in einem Monat noch mal (lacht). Ich darf jeden Morgen gesund aufstehen, was ein riesiges Geschenk ist. Mir ist bewusst, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist. Deshalb bin ich dankbar, dass ich 60 Jahre alt werden darf. Dass einem ab und zu etwas weh macht, ist, glaube ich, in meinem Alter normal. Aber natürlich muss man achtsam mit der Gesundheit umgehen. Als ich 50 wurde, hatte ich mental mehr Mühe, weil meine Mutter in diesem Alter an Krebs gestorben ist. Das hat mir wirklich Angst gemacht, weil unsere Buben noch jünger waren.
Was gefällt Ihnen am Älterwerden nicht?
Es wird einem bewusst, dass mehr als die Hälfte des Lebens vorbei ist. Aber ich durfte und darf so viel Gutes und Schönes erleben. Meine Geschwister geniessen ihre Grosskinder, und wenn ich meine Nichten und Neffen mit ihren Kindern sehe, macht mich das sehr glücklich. Aber das heisst jetzt nicht, dass ich auch schon Grossmutter werden möchte (lacht). Meine Söhne sind ja erst 20 und 18.
Wären Sie gerne nochmals jung?
Nein. Wir hatten eine tolle Kindheit, und ich würde auf jeden Fall wieder versuchen, Ski zu fahren. Aber die Krankheit und der Tod unserer Mutter hat uns schon geprägt. Ich war erst 16, als sie in der Mitte ihres Lebens starb. Auf ihrem Grabstein steht der Spruch «Ich lebe, und ihr sollt auch leben». Wir haben gelernt, mit dem Verlust zu leben und als Familie zusammenzuhalten. Mein Vater hatte Angst, als ich später für den Skirennsport um die Welt reiste. Und mir geht es jetzt genauso bei Florian, der als Forstwart bei der Gemeinde arbeitet und FIS-Rennen fährt. Er war jetzt gerade zwei Monate in Neuseeland, um zu trainieren. Flavio andererseits ist im vierten Lehrjahr als Landmaschinen-Mechaniker und hilft uns in der Ski-, Snowboard- und Rennschule. Auch um ihn mache ich mir je nach Situation Sorgen. Mütter sorgen sich immer um ihre Kinder, egal wie alt sie sind.
Wie gehen Sie damit um, dass Ihre Söhne langsam flügge werden?
Noch ist es ja zum Glück nicht so weit. Aber ich sollte schon loslassen. Es gibt einen guten Spruch, der dazu passt: «Dein Herz weiss in jedem Moment, ob es besser ist, festzuhalten oder loszulassen. Die Frage ist nur, ob du den Mut findest, auf dein Herz zu hören.»
Sie feiern in diesem Jahr nicht nur Ihren 60., sondern auch den 25. Hochzeitstag mit Ihrem Mann Marcel Fässler.
Gut, dass Sie mich daran erinnern (lacht).
Sie haben diesen also auch nicht gefeiert?
Nein. Wir feiern Geburtstage, Jubiläen und so weiter nicht mehr so wie früher. Wenn ich keine Zeit oder Lust habe, zu kochen, gehen wir manchmal auswärts essen und geniessen diesen Moment zusammen.
Gab es für Sie eigentlich je eine Alternative zum Skifahren?
Ich hätte wahrscheinlich etwas mit Blumen gemacht, Floristin zum Beispiel.
Am 26. Oktober startet die Skisaison. Verfolgen Sie die Rennen?
Ja. Ich freue mich uu-sinnig, dass es wieder losgeht. Wenn man das selbst gemacht hat, weiss man genau, was vor dem Start und während dem Rennen in den Athletinnen und Athleten vorgeht. Ich fiebere, leide und kommentiere mit. Meine Familie muss mich dann jeweils zum Stillhalten ermahnen (lacht).
Wie oft stehen Sie selbst noch auf den Ski?
In der Hochsaison bin ich mit meiner Ski-, Snowboard- und Rennschule täglich auf der Piste. Ausserdem fahre ich mit Privatgästen, die einen Gutschein erhalten haben, zwei bis drei Stunden Ski. Das sind jeweils tolle Begegnungen. Und dazu kommen noch Sponsoren- und Firmen-Skitage.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
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Wo haben Sie eigentlich Ihre vielen Trophäen und Medaillen aufbewahrt?
Die meisten sind zu Hause in einer Vitrine, und ein paar im Schneider Sport meiner Nichte.
Zum Sport gehören nicht nur Siege, sondern auch Niederlagen. Welches war Ihre bitterste Niederlage?
Jede Niederlage ist bitter, aber die gehören dazu und machen einen stark. Da erlebt man, welche Menschen wirklich zu einem halten. Die zwei bittersten Winter waren aber sicher 1992 und 1993, als ich weder an den Olympischen Spielen in Albertville (F) noch an der WM in Morioka (Japan) eine Medaille holte. Immerhin gewann ich in beiden Saisons die Slalomkugel. Und an den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer (Norwegen) holte ich dafür den ganzen Medaillensatz. (Lacht.)
Ihr Name ist in der Schweiz wohl den meisten ein Begriff. Wie reagieren die Leute ausserhalb des Glarnerlandes auf Sie?
Ich merke schon, dass die Leute tuscheln und sich umdrehen. Einige sprechen mich dann an, andere nicht.
Gibt es etwas, was Sie bereuen oder rückblickend anders machen würden?
Das meiste würde ich wohl wieder gleich machen. Denn alles ist für etwas gut.
Haben Sie noch Träume oder Wünsche?
Meine Familie ist für mich das Allerschönste und steht über allen Erfolgen. Ich hoffe, dass wir gesund bleiben und unsere Familien noch lange geniessen dürfen. Denn Gesundheit ist das allergrösste Glück.