Lara hier, Lara dort, Lara überall. Der grösste Teil der Fans in Crans-Montana VS hat nur Augen für Gut-Behrami. Dabei geht beinahe vergessen, dass Jasmine Flury in der ersten Abfahrt auf Platz zwei fährt – sie ist genau gleich schnell wie Cornelia Hütter (31, Ö). «Gestern Abend hatte ich noch Kopfweh. Und am Start habe ich gemerkt, dass der Punch fehlt. Dann habe ich versucht, alles auszublenden – ganz offensichtlich hat es geklappt», sagt die 30-Jährige zufrieden.
Flury überrascht sich selbst. Die Plätze 18 und 25 in den Trainings waren das eine. Das andere: Die Bündnerin war alles andere als zufrieden mit der Piste. Der Schnee sei zu weich, der Zielhang nicht weltcupwürdig und der letzte Sprung völlig unnötig. «Nach dem ersten Training musste etwas raus. Aber es ist mir bewusst, dass die Organisatoren es nicht einfach haben, es ist einfach viel zu warm. Heute war ich jedenfalls froh, dass der Zielsprung nicht gefahren wurde», so Flury.
Vorbereitung schlecht? Flury gut!
Tatsächlich zeigt Flury einmal mehr eine besondere Qualität: Wie schon bei ihrem WM-Titel vor einem Jahr, wo sie in der Vorbereitung stark gekränkelt hatte, liefert sie auch diesmal unter schlechten Voraussetzungen ab. Wie kommts? «Vielleicht nehme ich mir den Druck, wenn vor dem Rennen nicht alles gut läuft. Allerdings hoffe ich schon nicht, dass dies zur Angewohnheit wird.»
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In ihrem achten Weltcup-Winter fährt Flury so stark wie noch nie. Sie gewann bereits in Val d’Isère (Fr) – und nun der zweite Platz in Crans-Montana. In der Abfahrtswertung ist sie Fünfte. Hat sie nun das Gefühl, es den letzten Kritikern, die sie als Zufalls-Weltmeisterin bezeichnen, gezeigt zu haben? «Jetzt nicht mehr, nein. Ich glaube, mittlerweile bewiesen zu haben, wozu ich fähig bin.»
Änderung beim Skischuh brachte mehr Grip
Nicht nur Flury selbst hat sich im Vergleich zu den Trainings massiv gesteigert. Nein, auch beim Material habe man etwas gefunden. Kästle-Rennchef Rainer Nachbaur präzisiert: «Wir haben beim Skischuh einen Winkel etwas verändert, damit Jasmine mehr Grip hat.»
Der Österreicher freut sich über Flurys Leistung: «Sie hat längst bewiesen, dass sie keine Eintagsfliege ist. Gleichzeitig kann man als Skifirma nicht Podestplätze in Serie erwarten –ausser man hat Shiffrin oder Gut-Behrami unter Vertrag. Wir sind sehr glücklich, Jasmine bei uns zu haben.»