Es droht eine «kastrierte» Abfahrt
In Kvitfjell läuft (fast) alles gegen Odermatt!

Die Statistik und die Wetterprognosen sprechen nicht dafür, dass Marco Odermatt an diesem Wochenende seine Siegesserie fortsetzen kann.
Publiziert: 16.02.2024 um 00:14 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2024 um 12:17 Uhr
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In Kvitfjell ist es Marco Odermatt noch nie richtig rund gelaufen.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Mit Kvitfjell verknüpft Marco Odermatt keine guten Erinnerungen. Sechs Weltcuprennen hat der Nidwaldner seit 2019 auf der Olympiastrecke von 1994 bestritten, dabei hat nicht mehr als der 13. Rang in der Abfahrt 2022 herausgeschaut. 

Warum hat sich der Superstar vom Vierwaldstättersee, der alleine in diesem Winter zehn Weltcupsiege verbuchen konnte, auf Norwegens Olympiabakken bis jetzt so schwergetan? Blick betreibt Ursachenforschung mit drei Herren, welche die Kvitfjell-Abfahrt in besonderer Manier geprägt haben.

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«In Kitzbühel würde ich mehr Geld auf einen Odi-Sieg wetten.»
Michael Walchhofer (48), Kvitfjell-Sieger 2011
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Der Österreicher Hannes Reichelt hat hier 2015 seinen elften Weltcupsieg gefeiert. «Dabei ist es mir in den ersten Jahren auf dieser Piste genau so ergangen, wie dem Odi – ich war langsam ohne Ende. Und ich hatte lange das Gefühl, dass ich als guter Techniker mit den vielen Gleitpassagen nie zurechtkommen werde», erinnert sich der 43-Jährige. «Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass es auf dieser Piste ein paar Passagen gibt, wo man technisch viel mehr herausholen kann, als ich anfänglich geglaubt habe. Ich bin ein paar Kurven viel enger gefahren, als mir die Trainer geraten haben. Und wenn der Odi dasselbe tut, wird er auch auf dieser Abfahrt gewinnen können.» 

Reichelts Salzburger Landsmann Michael Walchhofer (48) hat 2011 in Kvitfjell den 19. und zugleich letzten Sieg seiner Karriere eingefahren. «Auf dieser Piste brauchst du besonders viel Gleitgefühl. Und ich habe den Eindruck, dass Odermatt dieses Gespür für die Gleitkurven erst in diesem Winter so richtig mitbringt.» Wird der Abfahrts-Weltmeister von 2003 deshalb ordentlich Geld darauf wetten, dass Odermatt am Samstag seinen Kvitfjell-Fluch mit einem 35. Weltcupsieg beendet? «Trotz der starken Entwicklung im Gleiten werde ich vor einem Kvitfjell-Rennen nie so viel Geld auf Odermatt setzen, wie ich das in Kitzbühel oder Wengen tun würde. Auch deshalb nicht, weil diese Strecke besonders windanfällig ist.»

Deshalb wäre für Odermatt der Originalstart besonders wichtig

Das weiss auch Blick-Experte Bernhard Russi, welcher die Abfahrt im hohen Norden Ende der 80er Jahre gebaut hat. «Hier oben weht oft ein Wind, der sich kaum berechnen lässt. Für Odermatt wird aber das Wichtigste sein, dass das Rennen vom Originalstart lanciert werden kann. Ansonsten fehlen ihm zwei Kurven, in denen er mit seiner überragenden Technik den Unterschied machen könnte.»

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Doch zum grossen Leidwesen vom zweifachen Gesamtweltcupsieger deutet derzeit einiges darauf hin, dass genau diese zwei Kurven am Samstag fehlen werden. Das erste Training musste aufgrund von Nebel vom Reservestart aus gefahren werden. Da am Freitag jedoch nur bis kurz nach dem Russi-Sprung trainiert wird, können die Organisatoren am Samstag mit der Originalabfahrt planen. «Von oben ist Kvitfjell eine schöne Abfahrt, die aber zu den leichtesten Strecken im Zirkus gehört. Wenn dann auch noch die zwei einzigen technisch anspruchsvollen Kurven wegfallen, wird es sehr, sehr einfach», sagte Odermatt nach dem 23. Platz im Training. Klar ist: Je leichter eine Abfahrt ist, umso grösser wird das Feld der Sieg-Anwärter.

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