Zweite, Erste, Zweite. Und nun? Wieder Erste! Lara Gut-Behrami (29) reitet auf einer Erfolgswelle, in Garmisch-Partenkirchen dominiert sie die Gegnerinnen nach Belieben und gewinnt den Super-G überlegen. Im Ziel hat sie 68 Hundertstel Vorsprung auf die junge Norwegerin Kajsa Vickhoff Lie (22) – eine kleine Weltreise. Nur die überraschende Marie-Michele Gagnon (31) schafft es als Dritte noch, weniger als eine Sekunde zu verlieren – 0,93. Trotzdem sagt die Tessinerin: «Ich habe mich nicht super gefühlt, der Schnee war schmierig und schwierig einzuschätzen. Eigentlich wollte ich mehr in der Hocke und auf den Kanten fahren – das ist mir nicht gelungen.»
Gut-Behramis Worte sind ehrlich gemeint. Für ihre meisten Gegnerinnen dürften sie dennoch wie verbale Ohrfeigen wirken. Was ist, wenn Gut-Behrami erst einmal eine perfekte Fahrt hinlegt? Sie selbst muss das nicht kümmern. Die Supertechnikerin aus Comano TI feiert nach St. Anton und Crans-Montana den dritten Super-G-Erfolg in Serie. Es ist ihr 29. Weltcupsieg.
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Während ihr die kleine Kristallkugel für die Disziplinenwertung kaum noch zu nehmen sein dürfte, mischt Gut-Behrami nun auch im Gesamtweltcup ganz vorne mit. Sie hat lediglich 62 Punkte Rückstand auf Leaderin Petra Vlhova (Svk), die Zehnte wird. Holt Gut-Behrami nach 2016 etwa erneut die grosse Kristallkugel? Die viertplatzierte Sofia Goggia (It) meint: «Lara ist sehr gefährlich und Vlhova sehr müde. Ich könnte mir vorstellen, dass es schon am Sonntag einen Führungswechsel gibt.»
«Heute bin ich im Kopf frei»
Gut-Behrami mag sich damit nicht befassen. «In einem Augenblick bin ich Gesamtweltcup vielleicht an der Spitze und im nächsten im Spitalbett. Es kann schnell gehen», sagt sie. Man merkt: Ihr Kreuzbandriss von 2017 lässt sie nicht los. Lange musste Gut-Behrami kämpfen, um da zu sein, wo sie jetzt ist.
«Damals glaubte niemand an mich. Aber ich habe trotz der schlechten Resultate weiter an mir gearbeitet. Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Das war entscheidend. Heute bin ich frei im Kopf und habe ein Gleichgewicht gefunden – als Athletin, aber auch als Mensch.»
Suter sucht die Leichtigkeit
Hinter Gut-Behrami schaffen es fünf weitere Schweizerinnen in die Punkte. So stark wie zuletzt in Crans-Montana ist das Team aber nicht mehr. Vor allem Corinne Suter (26) ist unzufrieden, obwohl sie Siebte wird. Dabei sind solche Mini-Tiefs nichts als normal – die Schwyzerin muss sich deswegen nicht neu erfinden. Gleich hinter Suter fährt Priska Nufer (28) als Achte innert einer Woche zum dritten Mal in die Top 10.