Sie hat alles, um als Ski-Königin des Winters gekürt zu werden: Lara Gut-Behrami. Die 32-Jährige führt in drei Disziplinen und im Gesamtweltcup. Mehr geht fast nicht. Noch stehen zehn Weltcuprennen im Kalender – weil Gut-Behrami keine Slaloms fährt, hat sie noch acht vor sich. «Ich muss nichts verteidigen, kann aber etwas gewinnen. Es macht mich stolz, dass ich Mitte Februar noch in der Position bin, um solch grosse Dinge kämpfen zu können», sagt sie.
Das perfekte Umfeld, damit dies gelingt, hat Gut-Behrami längst geschaffen. Sie hat nach wie vor ein Privatteam, dieses ist aber in die Swiss-Ski-Strukturen integriert. Die Interaktion funktioniert beidseitig. Klar ist aber auch, dass es die Tessinerin trotz perfekter Betreuung letztlich selber richten muss – auf der Strecke kann ihr keiner helfen.
Oder doch? Zumindest ist sie vom Gefühl her nie allein. Denn: Nicht nur ihre Eltern Gabriella und Pauli warten im Zielraum fast immer auf sie. Nein, auch ihre Stieftöchter Sofia (Jahrgang 2009) und Isabel (Jahrgang 2016) sind in Form eines Einhorns und eines Herzens bei ihr – und zwar als Sticker am hinteren Teil ihres Helms. Dazu prangen dort zwei zu einem Herzen geformte Hände.
«Es ist hart für meine Familie»
Gut-Behrami hat ein sehr gutes Verhältnis zu den Töchtern ihres Ehemannes Valon Behrami (38). Umso mehr schmerzt es sie, wenig Zeit für sie zu haben. «Es ist hart für meine Familie. Denn ich komme heim – ob im Sommer oder Winter – und habe wenig Zeit. Meine Stieftöchter wissen beispielsweise, dass ich nicht mit ihnen Skifahren kann, weil ich mich erholen muss», so Gut-Behrami.
Es seien genau solche Dinge, die sie später nachholen wolle. Wann? Gut-Behrami erklärte unlängst, bis zur WM 2025 in Saalbach (Ö) weiterfahren zu wollen – es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sie die Olympischen Spiele 2026 mitnimmt. Nach ihrem Rücktritt werde sie «das schöne, normale Leben geniessen», erklärt sie.
Erinnerung an verstorbene Fahrerin
Das ist Zukunftsmusik. Derzeit geniesst Gut-Behrami das Skifahren, trotz der privaten Entbehrungen («Ich opfere viel für den Erfolg – so wie die anderen Fahrerinnen»), über alles. «Es ist das schönste Gefühl der Welt», sagt sie.
Übrigens: Gut-Behrami, die mit ihrem Ehemann in Udine (It) lebt, hat noch einen weiteren Sticker am Helm: eine zu einem Herz geformte italienische Flagge mit einem Löwen. Darüber prangt der Name «Elena». Er steht für die vor einem Jahr an Krebs verstorbene, ehemalige Skirennfahrerin Elena Fanchini (1985-2023).