Überrascht ist Lara Gut-Behrami nicht. «Mit 32 regeneriert man nicht mehr so schnell wie noch mit 20 Jahren», sagte sie schon vor Wochen. Einfacher macht es diese Erkenntnis nicht, mit dem Stress im Weltcup umzugehen. Oder doch?
Denn einen Vorteil hat das Altern: Man kennt sich besser. «Lara weiss, was sie braucht – und vor allem, was sie nicht braucht», wendet Alpin-Direktor Hans Flatscher ein. Was er damit meint: Gut-Behrami versucht, so wenig Energie wie möglich für Dinge zu verlieren, die sie nicht beeinflussen kann.
Sie verpufft keine unnötige Energie
Das war nicht immer so. Früher rieb sich die Tessinerin oft mit Nebenschauplätzen auf und verlor so den Fokus. Diese Zeiten scheinen vorbei. Ein Beispiel? Sie reklamierte nicht, dass sie nach den Rennen in Mont-Tremblant (Ka) nach einer langen Reise und Jetlag wenige Stunden später bereits wieder in St. Moritz GR an den Start gehen musste.
Auch in Zermatt VS, bei den von Verschiebungen und Absagen geprägten Matterhorn-Rennen, blieb sie ruhig. «Es gibt andere Fahrerinnen, die ebenfalls viel Erfahrung haben – sie können sie aber in solchen Situationen nicht nutzen. Lara schafft es – das ist wahrscheinlich entscheidend», so Flatscher.
«Das Knie beschwert sich halt»
Ob Gut-Behrami das auch in Kranjska Gora (Sln) schafft, wo am Samstag der nächste Riesenslalom ansteht? Zuletzt meinte sie nach ihrem 6. Platz in Lienz (Ö), dass es ihr Knie Probleme mache und sie froh gewesen sei, überhaupt starten zu können. «Ich muss alles geben, damit mein Knie wieder heilt. Es ist keine gravierende Verletzung, aber ich bin schon einige Jahre dabei – ab und zu beschwert sich das Knie halt», sagte sie.
«Dass ihr Knie nach so vielen Jahren im Weltcup zwischendurch gereizt ist, ist normal», relativierte auch Cheftrainer Beat Tschuor.
Gut-Behrami dosiert bewusst
Zuletzt konnte Gut-Behrami ihr Knie einige Tage schonen. Sie waren auch nötig, hat sie doch im nächsten Monat ein Mammut-Programm mit zehn Rennen vor sich. Dazu kommen zahlreiche Abfahrtstrainings in Zauchensee (Ö), Cortina (It) und Garmisch (De).
Genau in diesem Punkt hakt Flatscher ein: «Lara weiss genau, dass sie zum Beispiel beim ersten Training nicht auf dem letzten Zacken fahren muss. Sie kann zulegen, wenns entscheidend wird. Diese Karten spielt sie alle brutal clever.»