In keinem der ersten drei Männer-Abfahrtsrennen in dieser Saison schaffte es ein Österreicher aufs Podest. Das gab es zuletzt 2015. Bald stehen die Klassiker in Wengen BE (11. Januar/13. Januar) und Kitzbühel (19. Januar) an. Muss man sich bei Ski Austria jetzt Sorgen machen? Abfahrtscoach Sepp Brunner jedenfalls schlägt bei der «Kronen Zeitung» Alarm.
«In der Abfahrt sind wir leider sehr dünn aufgestellt, so ehrlich müssen wir sein», sagt Brunner. «Wir haben wenige, die ganz vorne reinfahren können – wenn die auslassen, wird es eng.» Da hilft nicht, dass mit Matthias Mayer (33, Rücktritt), Max Franz (34, Verletzung) und Marco Schwarz (28, Verletzung) sichere Werte fehlen. Das Höchste der Gefühle in diesem Winter war aus Österreicher Sicht ein 5. Platz von Vincent Kriechmayr (32) in Bormio (It).
«Hinken der Schweiz hinterher»
Ein Problem ist aber auch, dass in Österreich zu wenig Qualität nachrückt. «Da ist in den vergangenen Jahren einiges versäumt worden, das muss man so klar ansprechen», sagt Brunner. Etwa, dass im Nachwuchs der Fokus eher auf Technik- als auf Speed-Trainings gelegt wird.
«Da müssen wir die Hebel ansetzen, um in Zukunft an der Spitze konkurrenzfähig zu bleiben. Wir hinken in dieser Entwicklung weit hinter der Schweiz hinterher, dort kommt viel mehr nach.» Ein schönes Kompliment für die Schweizer Ausbildungsarbeit. Deren Erfolg lässt sich nicht von der Hand weisen.
In diesem Winter landen auch junge Schweizer Abfahrer im Weltcup regelmässig in den Top 25. Franjo von Allmen (22, in Gröden auf Rang 12), Alexis Monney (23, in Bormio auf Rang 13) und Arnaud Boisset (25, in Bormio auf Rang 22) machens vor. Und gar zweimal in die Top 10 geschafft hat es Marco Kohler (26, in Gröden Rang 8, in Bormio Rang 10).
Womit ist dieser Vorteil der Schweiz zu erklären? Für Brunner, der einst selber Trainer bei Swiss-Ski gewesen ist, sind nicht nur die Trainingsschwerpunkte ursächlich. Sondern auch die geografischen Bedingungen. «Sie haben mit ihren Gletschern auch ganz andere Trainingsmöglichkeiten, das ist bei uns kaum mehr möglich.» (sbe)