Wie geht es im Ski-Zirkus weiter? Die letzten Wochen sorgten vor allem bei den Frauen für viele Fragen. Und für Angst. «Die Sache ist nicht ganz einfach. Ich mache mir Gedanken und weiss, was auf dem Spiel steht», sagt Wendy Holdener (28). Was sie meint: Ein positiver Corona-Test reicht und schon muss man in Isolation – für mindestens zehn Tage. Je nach Programm kann das entscheidenden Einfluss auf die Saison haben.
Lara Gut-Behrami (30) kann ein Lied davon singen. Vor dem Speed-Wochenende in Val d’Isère (Fr) wurde sie positiv getestet. Die Tessinerin reiste ab und begab sich zu Hause in Udine (It) in Isolation. Sie verpasste vier Rennen. Und weil der nächste PCR-Test nach Ablauf der zehn Tagen noch immer positiv anzeigte, kam eine weitere Renn-Absenz dazu. Die Folgen? Brutal. Gut-Behrami dürfte keine Chance mehr auf den Gewinn des Gesamtweltcups haben. Und auch die kleine Kristallkugel für den Riesenslalom-Weltcup ist futsch. «Das ist schon happig», sagt Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor. «Obwohl Lara sich gut fühlt, darf sie ihren Beruf nicht ausüben. Aber so sind halt die Regularien.»
Gut-Behrami ist längst nicht die einzige Top-Fahrerin, die in Isolation musste. Auch andere Stars wie Mikaela Shiffrin (USA), Katharina Liensberger (Ö) und Alice Robinson (Neus) erwischte es. Sogar Frauen-Renndirektor Peter Gerdol war positiv. Und das, obwohl alle geimpft sind. Gerdols Ersatzmann Markus Mayr meinte zuletzt: «Das Covid-Problem begleitet auch die FIS. Es ist schade, dass es zuletzt so lief – die besten Fahrerinnen der Welt gehören dazu.» Hat er Angst, dass der Ski-Zirkus zum Stillstehen kommen könnte? «Es wird wohl weitere Ausfälle geben, aber es wird weiterlaufen.»
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Weniger optimistisch ist Federica Brignone (It). Die Gesamtweltcupsiegerin von 2020 auf Eurosport: «Wird es in den nächsten Wochen noch schlimmer, dann muss man sich die Frage nach Sinn und Unsinn stellen.»
FIS verhängt neue Massnahmen
Fakt ist: Die FIS zog zuletzt die Corona-Schrauben weiter an – auch wegen Omikron. Neu ist ein negativer Test nicht mehr 72 Stunden, sondern nur noch 48 Stunden lang gültig. Diesen braucht es, um an Trainings und Wettkämpfen teilzunehmen. Tschuor: «Mit einer solch grossen Mannschaft wie bei uns ist das schon sehr mühsam. Eigentlich sollte sich der Athlet auf den Sport konzentrieren können – das ist momentan aber schwierig. Wir sind in einer extrem sensiblen Phase.» Camille Rast (22), die Schweizer Aufsteigerin der Saison, meint: «Diese vielen Tests sind für den Kopf nicht einfach. Du kannst positiv sein, aber nicht krank. Das alles raubt viel Energie.»
Daran wird sich kaum etwas ändern. Im Gegenteil. Auch bei den Unterkünften der Teams führt die FIS strengere Massnahmen ein. Vor allem im Essbereich. Neu sollen sich die Athleten nicht mehr an einem Buffet bedienen und wenn möglich in separaten Räumen essen – es gilt, den Kontakt zu Ski-Touristen auf ein Minimum zu beschränken.
Olympia verpassen? «Eine Katastrophe»
Und was ist, wenn eine Athletin genau vor den Olympischen Spielen in Peking (ab 4. Februar) positiv getestet wird? «Das wäre eine Katastrophe», sagt Rast. «Leider war es schon in Tokio für einige so. Das einzige, was wir machen können, ist aufpassen.» Holdener pflichtet bei. «Ich versuche, nicht viele Leute zu sehen, eher immer die gleichen. Und ich halte Abstand. Ich hoffe, dass die anderen Menschen auch aufpassen.»