Mikaela Shiffrin hat mit 84 Weltcupsiegen den alleinigen Rekord bei den Frauen. Aber macht sie das schon zur besten Skirennfahrerin aller Zeiten? Blick hat eine eigene Wertung erstellt. Berücksichtigt wurden erste, zweite und dritte Plätze im Weltcup, bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Klar, dass Siege dabei mehr Punkte ergaben. Auch grosse Kristallkugeln für den Gewinn des Gesamtweltcups sowie kleine Kristallkugeln für die Disziplinenweltcups wurden berücksichtigt. Der Start der Messung ist das Jahr 1967, als der Weltcup entstand.
Lindsey Vonn (38, USA), 290,6 Punkte
Drama-Queen oder Speed-Queen? Vonn war beides. Keine Frau in der Ski-Geschichte beherrschte den Spagat zwischen Unterhaltung und sportlicher Leistung (unter anderem 8 Abfahrts-Kristallkugeln) so gut. Sie weinte vor Schmerz und Glück, kam mit ihrem Schosshündchen zu Pressekonferenzen und giftelte auch schon mal in Richtung Gegnerinnen wie Mikaela Shiffrin («Sie macht immer ihr eigenes Ding»). Vonn war auf den Ski immer mutig, zuweilen auch übermütig – sie verletzte sich oft schwer und wird wohl bald künstliche Kniegelenke brauchen. Das hinderte Vonn nicht, zuletzt Teile der Streif in Kitzbühel zu befahren.
Annemarie Moser-Pröll (69, Ö), 266,3 Punkte
1999 wurde sie als «Beste Skisportlerin des Jahrhunderts» ausgezeichnet – zweifelsohne eine gute Wahl. Pröll räumte in den 70er-Jahren mächtig ab, sie wurde fünfmal Weltmeisterin und gar sechsmal Gesamtweltcupsiegerin. Einen Frauen-Rekord hält die Gastwirtin nach wie vor: Sie gewann elf aufeinanderfolgende Abfahrten. Ihr Talent wurde übrigens vom Dorfpfarrer in ihrem Heimatort Kleinarl (Salzburgerland) entdeckt, er empfahl die Bauerntochter dem ÖSV.
Mikaela Shiffrin (27, USA), 265,8 Punkte
Noch ist Shiffrin nicht die Nummer 1 aller Zeiten. Stört sie das? Nein. Shiffrin betont, dass sie nicht das Gefühl habe, wegen ihrer 84 Weltcupsiege Lindsey Vonn (82 Siege) übertrumpft zu haben. Ebenso denkt sie nicht daran, grösser zu sein als Ingemar Stenmark (86), sollte sie ihn überholen. «Das liebe ich daran, ich liebe es, dass es viele Leute gibt, denen es egal ist, was ich erreiche. Es wird immer Menschen geben, die finden, dass Ingemar der Grösste ist. Oder welche, die mit Bestimmtheit finden, dass Marcel Hirscher der Grösste ist, oder dass Lindsey die Grösste ist. So wird ihr Vermächtnis immer intakt bleiben und sie werden immer ein Teil der Geschichte des Skirennsports sein. Die grösste Leistung ist es, Teil dieses Gesprächs zu sein.»
Vreni Schneider (58, Sz), 238,8 Punkte.
Gold-Vreni nur auf Rang 4? Grund dafür ist, dass die Elmerin beispielsweise im Vergleich zu Shiffrin 29 Weltcupsiege weniger feierte, dazu «nur» je dreimal Weltmeisterin und Olympiasiegerin wurde – Shiffrin holte achtmal Gold. Nun mag man einwenden, dass Schneider weniger Rennen fuhr. Zu Recht. So oder so: Schneider ist und bleibt eine Legende des Sports.
Anja Pärson (41, Sd), 211,1 Punkte.
Die Schwedin holte sage und schreibe 13 WM-Medaillen, sieben davon aus Gold. Alleine 2007, bei der Heim-WM in Are (Sd), holte Pärson 5 Medaillen – darunter Gold in der Abfahrt, im Super-G und in der Kombination. 2012 trat die Frau, die ihre Siege mit einem Bauch-Platscher feierte, zurück. Kurz darauf outete sie sich und ihre Lebenspartnerin brachte ein Kind zur Welt.
Renate Götschl (47, Ö), 200,2 Punkte.
Sie war zwischen 1996 und 2007 die Königin der Abfahrt. Und auch im Super-G war Götschl eine Macht. 46 Weltcupsiege zeugen von ihrem Können. Zuletzt war sie Kandidatin zum Präsidenten-Posten beim ÖSV, wodurch sie viele Schlagzeilen generierte. Sie engagiert sich in der Steiermark sehr für den Nachwuchs und ist seit längerem Mutter.
Katja Seizinger (50, De), 193,2 Punkte.
Ehe Seizinger 1999 zurücktrat, gewann sie dank ihres unglaublichen Gefühls für Tempo Abfahrt um Abfahrt. Was viele vergessen: Seizinger konnte auch passabel Slalom fahren, 1998 gewann sie unter anderem Olympia-Gold in der Kombination.
Janica Kostelic (41, Kro), 190,2 Punkte
Sie war das Wunderkind aus Kroatien. Seit Anbeginn im Privatteam mit Bruder Ivica unterwegs, wurde das Duo von Vater Ante mit teils beinharten Methoden an die Weltspitze getrimmt. Verrückt: In nur vier Grossanlässen zwischen 2002 und 2006 holte Kostelic sage und schreibe 9 Goldmedaillen.
Hanni Wenzel (66, Lie), 183,7 Punkte.
Die Mutter der heutigen SRF-Expertin Tina Weirather war ein Genie auf Ski. In allen Disziplinen stark, wurde sie 1980 in Lake Placid (USA) dreifache Weltmeisterin (Slalom, Riesenslalom, Kombination).
Maria Höfl-Riesch (38, De), 165,7 Punkte.
Slalom-, Super-G-, Abfahrts- und Gesamtweltcup: Die Deutsche aus Garmisch-Partenkirchen überzeugte auf jedem Parkett und lieferte sich mit Vonn manch legendäres Duell.