Nach 105 sieglosen Slaloms erlöste sich Wendy Holdener zuletzt selbst, sie gewann gleich zweimal. Der klassische Ketchup-Effekt – wenns läuft, dann läufts. Am Hirschenkogel oberhalb Semmerings bleibt der dritte Triumph in Serie aber in der Flasche stecken, Holdener wird Fünfte. «Ich bin weder enttäuscht noch euphorisch», sagt sie.
Im nächsten Slalom wird Holdener nicht mehr das rote Trikot der Führenden in der Slalom-Wertung tragen. Dieses gehört ab sofort ganz alleine Mikaela Shiffrin (27, USA), die das Semmering-Triple schafft und nach zwei Riesenslaloms auch im Stangenwald die Schnellste ist. Überraschend ist das nicht, bemerkenswert aber allemal – Shiffrin schwebt derzeit auf Ski-Wolke sieben. Sie hat nun 80 Weltcup-Triumphe auf dem Konto, sechs fehlen zur Bestmarke von Ingemar Stenmark (86 Siege). Historisch ist auch der US-Doppelsieg – Paula Moltzan (28) wird Zweite. Zwei Amerikanerinnen zuvorderst im Slalom-Klassement? Das gabs zuletzt 1971, als Marilyn Cochran vor ihrer Schwester Barbara Ann siegte.
Holdener fährt nicht heim
Zurück zu Holdener. Was fehlte im Vergleich zu ihren letzten, siegreichen Rennen? «Ich habe mich nicht ganz wohlgefühlt, habe zu wenige geile Schwünge gezeigt. Während die anderen volles Risiko gingen, war ich dafür zu wenig locker drauf.»
Fakt ist: Sowohl der frühlingshafte Schnee als auch die wenig rhythmischen Kurse waren nicht für Holdener geschaffen. Statt heimzufahren, wird sie Silvester mit ihrer Familie in Wien (Ö) verbringen. «Darauf freue ich mich, es ist eine Abwechslung. Ich werde kein Sightseeing machen, sondern mich erholen und die Zeit geniessen.» Danach gehts weiter mit Slalom-Trainings, ehe Holdener nach Zagreb (Kro) zu den nächsten Slaloms fährt.
Gisin: «Ich bin frustriert»
Während Holdener nach dem Slalom gemischte Gefühle hat, sind diese bei den anderen Schweizerinnen eindeutig – eindeutig schlecht. Michelle Gisin (20.) reiht Fehler an Fehler. «Ich bin frustriert. Vor zwei Jahren habe ich hier gewonnen, nun habe ich versucht, diese Erinnerungen hervorzuholen. Aber es klappte wenig zusammen, die Situation ist extrem schwierig.»
Wie Gisin sucht auch Camille Rast (24.) auf ihren neuen Salomon-Ski noch die perfekte Abstimmung. «Ich muss wirklich Lösungen finden, um schnell zu werden», meint sie. Mit Platz 26 ist Aline Danioth gar noch weiter hinten klassiert. Die Urnerin analysiert: «Ich fuhr heute einen neuen Ski, den ich im Rennen noch nie benutzt hatte. Das hätte ich vielleicht nicht tun sollen. Ich habe mich auf dem unruhigen Schnee nie wirklich wohlgefühlt.»