Auf einen Blick
Was die Lauberhorn-Abfahrt für die Männer ist, ist die Olimpia delle Tofane für die Frauen: der Klassiker schlechthin. Während fast alle Athletinnen die legendäre Abfahrtspiste fast schon auswendig kennen, betritt Malorie Blanc (21) in Cortina (It) Neuland. Die Walliser Ski-Sensation, die zuletzt mit den Rängen 2 und 9 fulminant in die Weltspitze vorstiess, ist erstmals dabei. «Das Panorama ist superschön. Ich bin wirklich sehr froh, hier zu sein», sagt sie.
Ihre Premiere verläuft problemlos, im ersten Training landet sie mit 2,22 Sekunden Rückstand auf Sofia Goggia (32, It) auf Rang 28. «Ich hatte beim Abstossen ein kleines Problem, ansonsten hat es Spass gemacht. Fürs erste Mal auf dieser Piste war es nicht schlecht», so Blanc.
Viel Zeit, um sich nach St. Anton (Ö) zu erholen, hatte die Junioren-Weltmeisterin im Super-G nicht. Nur gerade zwei Tage verbrachte sie zu Hause bei der Familie in Ayent VS. «Es ist nicht so schlecht, dass es direkt weitergeht – so fange ich gar nicht an, viel zu überlegen», meint Blanc.
Die vielen Wellen und Sprünge, die wegen der geringen Schneemenge durchaus herausfordernd sind, meistert sie gut. «Ich war wirklich gespannt – die Piste ist anders als alles, was ich bislang gefahren bin. Sie hat viel Tempo und langgezogene Kurven. Ich muss noch lernen, aber das kommt gut.»
19 Jahre ältere Vonn stürzt
Blanc wird am Wochenende ihre Weltcuprennen Nummer 4 und 5 bestreiten. Zum Vergleich: Die 19 Jahre ältere Lindsey Vonn (40) hat schon fast 400. Als die US-Speed-Queen erstmals in Cortina siegte, war Blanc vier Jahre alt.
Im ersten Training stürzt Vonn allerdings kurz vor dem Ziel – sie wird von den Ärzten gecheckt und meint danach «all good» («alles gut»). Vermutlich hat sich Vonn, die mit einer Teilprothese im Knie unterwegs ist, trotzdem den einen oder anderen blauen Flecken zugezogen.
«Ein Haifisch ist ruhig und attackiert dann voll»
Zurück zu Blanc. Neben ihrer körperlichen und technischen Stärke hat sie mittlerweile auch herausgefunden, mit welcher Mentalität sie in die Rennen gehen will. «Mein früherer Servicemann hat mir gesagt, ich müsse am Start wie ein Tier sein», so Blanc.
Welches Tier? «Eins, dass zuerst ganz ruhig ist und dann voll attackiert», sagt sie. «Wie ein Haifisch! Ich finde dieses Tier sehr schön und elegant.»
Gut-Behrami: «Schön zu sehen, wie Malo das macht»
Ruhig bleiben, sich sammeln und explodieren, sobald das Startsignal ertönt – dieses Rezept hat sich für Blanc zuletzt mehr als nur ausbezahlt. «Ich werde versuchen, es auch in Cortina so zu machen», so die passionierte Zeichnerin.
Für Lara Gut-Behrami (33), im ersten Training als Sechste die beste Schweizerin, ist dies eine gute Entscheidung. «Es ist schön, zu sehen, wie Malo die Rennen vorbereitet und sich auf das Skifahren konzentriert. Sie ist sehr ruhig, schaut nicht gross nach links und rechts – das schätze ich sehr.»