Heini Hemmi (75)
Seine Augen leuchten, als er vor dem Trophäenschrank steht. Die Kollektion ist eindrücklich. Medaillen, Zinnkannen, Akkreditierungen sowie Fotos zieren die Tablare. Ein Exponat springt dem Betrachter sofort ins Auge – ein abfotografiertes Leintuch. Darauf steht geschrieben:
«Heini, Du warst schnell und stark!
Schneller als Stenmark!
Schneller noch als Thöni!
Und das ist das Schöni!»
«Mit diesem Gedicht hat mich mein Schwiegervater Fritz ‹Moy› Mohler beim Empfang in Valbella gewürdigt», sagt Heini Hemmi im Arbeitszimmer seiner 4-Zimmer-Mietwohnung in Lenzerheide GR. Der Churwaldner sorgte 1976 in Innsbruck (Ö) mit dem Olympiasieg für eine Sternstunde im Schweizer Skisport, indem er die übermächtigen Ingemar Stenmark (S) und Gustav Thöni (I) schlug.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
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Ein starker Kontrast zu den Olympischen Spielen in Sapporo. «Im letzten Rennen habe ich die Qualifikation verpasst. Aus Jux liess ich mir einen Bart wachsen. Er wurde zu meinem Markenzeichen. Zum Glück gefiel er auch meiner Frau.»
Mit seiner Frau ist Hemmi seit über 50 Jahren verheiratet. «Eben haben wir uns ein neues Wohnmobil gekauft. Es ist unser Kraftort», sagt Heini. «Die Toskana und Südfrankreich haben es uns besonders angetan. Nächstes Jahr reisen wir für zwei Monate nach Norwegen, Schweden und Finnland.»
Nach seinem Rücktritt 1979 macht sich Heini Hemmi selbständig. Die von ihm gegründete Handelsfirma Heval (Hemmi-Valbella) spezialisiert sich auf die technische Ausrüstung, die für das Durchführen von Skirennen gebraucht wird: Absperrungen, Fangnetze, Aufprallschutz, Startnummern, Torstangen, Bohrmaschinen, Schuhtrocknungsanlagen für die Hotellerie. 2007 verkauft Hemmi die Firma dem früheren Swiss-Ski-Trainer Michael Bont (51).
Seit 2011 handelt Hemmi mit Lachsspezialitäten. Das Fischen hatte er nach dem Olympiasieg 1976 als Ausgleich zum Rummel für sich entdeckt. «Ich wollte etwas tun, was mich erdet. Als ich in einem heimischen Bergbach die erste Forelle fing, wusste ich, dass ich beim Fischen abschalten konnte»
Später bekommt Heini Hemmi Lust, grössere Fische zu fangen. Mit Freunden fliegt er immer wieder nach Alaska zu den Pazifiklachsen. Stets mit dabei: der Pfefferspray. Die Lachszüge locken auch Grizzlybären ans Buffet. «Den Pfefferspray musste ich aber noch nie einsetzen. Wenn Grizzlys nicht in die Enge getrieben werden, verläuft die Begegnung von Mensch und Bär problemlos», erzählt Hemmi.
Sein kalt geräucherter Alaska-Rotlachs aus der eigenen Räucherei in Lenzerheide/Valbella ist eine Delikatesse. Das weiss auch Roger Federer (43). Der Tennis-Maestro besitzt in der Nähe ein luxuriöses Chalet. «Er hat schon bei mir eingekauft», erzählt der 1,63 Meter grosse Stangenkünstler.
2020 übergibt Hemmi das Geschäft an seinen Sohn Gianin (36): «Pro Jahr verarbeitet er drei Tonnen Lachs.» Heini und Ehefrau Susi Hemmi (74) haben noch einen zweiten Sohn, Martino (40). «Wir haben ihn aus Brasilien adoptiert. Er war damals drei Monate alt», sagt der fünffache Grossvater.
Peter Müller (67)
Als Zürcher war Peter Müller der Exot im Schweizer Ski-Team der 1980er-Jahre. Dass er ein Aussenseiter war, lag wohl nicht nur an seiner Herkunft, sondern auch an seinem ehrgeizigen Wesen.
«Pitsch» feiert 24 Weltcupsiege, gewinnt zweimal den Abfahrtsweltcup und holt sich an der WM 1987 in Crans-Montana VS den Titel in der Abfahrt. Ausserdem gewinnt er an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften je zwei Silbermedaillen. Mit 19 Siegen in der Abfahrt ist er hinter Franz Klammer (25 Abfahrtssiege) der zweiterfolgreichste Abfahrer der Geschichte. 1992 tritt Peter Müller zurück.
Später scheitert er als Trainer der Schweizer Frauen und mit seiner Immobilienfirma. Heute führt der zweifache Vater ein Sportgeschäft in Einsiedeln SZ.
Paul Accola (57)
Der Winter 1991/92 ist der erfolgreichste des Davosers. Er gewinnt sieben Rennen, den Gesamtweltcup sowie die Super-G- und Kombinationswertung. Danach bleibt Accola fünf Jahre ohne Podestplatz. Er kämpft mit Verletzungen und verliert Energie auf Nebenschauplätzen. Er legt sich mit der Verbandsspitze und Trainern an, fordert Rücktritte und sammelt Bussen.
An den Olympischen Spielen in Albertville 1992 zeigt er der Jury aus Wut über die miserablen Pistenverhältnisse den Stinkefinger. An Grossanlässen gewinnt der Bündner vier Kombinationsmedaillen, 2005 fährt er sein letztes Rennen. 1992 tritt er mit einem Menzi Muck bei «Wetten, dass...?» zu einem Hindernisparcours an – und wird Wettkönig. Im Juni 2012 überrollt Paul Accola beim Rückwärtsfahren mit einer Mähmaschine einen achtjährigen Jungen, der kurz danach verstirbt. Ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung wird im April 2013 eingestellt.
Heute besitzt Accola ein Unternehmen für Baggerarbeiten und Holztransporte. Daneben ist er Gründer und Stiftungsratspräsident einer Stiftung, die Sport-Nachwuchstalente aus dem Kanton Graubünden fördert. Paul Accola ist mit der Politikerin Valérie Favre Accola (51) verheiratet und hat drei Kinder (Carina, Kristian und Jann).
Pirmin Zurbriggen (61)
Auch 35 Jahre nach seinem Rücktritt ist der Walliser der erfolgreichste Schweizer Skistar. Bei der Anzahl Weltcupsiege (40) wurde er zwar gerade erst von Marco Odermatt (27) abgelöst, mit vier Gesamtweltcupsiegen und elf kleinen Kristallkugeln ist Zurbriggen dem Nidwaldner aber noch voraus.
Was er «Odi» ebenfalls voraushat, ist, dass er in allen fünf Disziplinen gewann. In seiner «nur» zehn Jahre dauernden Karriere wird er Olympiasieger in der Abfahrt sowie Weltmeister in der Abfahrt, der Kombination, im Super-G und im Riesenslalom. Als er 1985 in Kitzbühel beim Zielsprung eine Meniskusverletzung erleidet, bibbert eine ganze Skination mit. Zurbriggen und sein «Knie der Nation» werden verfolgt bis in den Operationssaal. Er gewinnt den Wettlauf mit der Zeit. Mit den zwei Gold- und der Silbermedaille an der WM in Bormio macht er sich endgültig zum Helden. An der Heim-WM in Crans-Montana 1987 holt Zurbriggen nebst zwei Gold- auch zwei Silbermedaillen. Im selben Jahr gewinnt er nebst der grossen gleich vier kleine Kristallkugeln.
Mental und körperlich ausgelaugt, tritt er 1990 mit erst 27 Jahren zurück. Trotzdem hat er so viele Medaillen gewonnen wie bisher kein anderer Schweizer. Zusammen mit Frau Monika (57), mit der er seit 1989 verheiratet ist, hat Pirmin Zurbriggen fünf Kinder (Elia, Pirmin, Maria, Alain und Leonie). Von 2004 bis 2016 war er Präsident des Walliser Skiverbands. In dieser Funktion erarbeitete er ein neues Konzept für die Nachwuchsförderung; zudem war er mitverantwortlich beim Aufbau des nationalen Leistungszentrums für Schneesport (NLS) in Brig VS. Heute führt er in Zermatt VS ein Hotel.
Bernhard Russi (76)
Der gelernte Hochbauzeichner gehörte in den 1970er-Jahren zu den besten Abfahrern. In seiner Karriere holt er zehn Weltcupsiege, wird Olympiasieger und zweifacher Weltmeister. Auch den Abfahrtsweltcup gewinnt er zweimal. Seit seinem Rücktritt 1978 war der Urner als Werbebotschafter, «Blick»-Kolumnist, Co-Kommentator und Rennanalyst beim Schweizer Fernsehen sowie als technischer Berater des Weltskiverbandes FIS tätig.
Als Planer neuer Abfahrtspisten trug er massgeblich zur Weiterentwicklung des alpinen Skisports bei. Russi hat aus erster Ehe Sohn Ian und mit seiner heutigen Frau Mari (63) Tochter Jenny. Seine Hobbys sind Golfspielen und Bergsteigen. Er wohnt in Andermatt UR. Man dürfe nie aufhören zu träumen, sagt er. «Ich habe eine ziemlich lange Liste mit Dingen, die ich noch erleben möchte.»
Michael von Grünigen (55)
Der Bauernbub aus Schönried BE wird schon früh Vollwaise. Als er 6 ist, stirbt seine Mutter an einem Hirnschlag, drei Jahre später verliert er seinen Vater bei einem Traktorunfall. Nach der Schule absolviert Michael von Grünigen eine Lehre als Landmaschinenmechaniker und setzt ab 1990 voll auf den Skisport.
In seiner Paradedisziplin, dem Riesenslalom, gehört er zu den Besten der Welt, feiert 23 Weltcupsiege und holt viermal die kleine Kristallkugel. 1997 und 2001 gewinnt der Techniker WM-Gold, dazwischen sichert er sich 1998 in Nagano Olympia-Bronze. Mit seiner zurückhaltenden Art galt «Mike» von Grünigen als Ruhepol im sonst hektischen Weltcup. 2003 hört der Berner Oberländer mit dem markanten Schnauz auf.
Seither ist er in verschiedenen Funktionen für seinen ehemaligen Ausrüster Fischer tätig (Rennsportkoordinator, Materialtests, Entwicklung neuer Ski, Marketing und Verkaufsförderung). Daneben nimmt er verschiedene Mandate für Sponsoren und in der Nachwuchsarbeit von Swiss-Ski wahr. Von Grünigen ist seit 1994 mit seiner Frau Anna (54) verheiratet und Vater dreier Söhne (Noel, Elio und Lian). Noel und Lian sind ebenfalls Skirennfahrer.
Franz Heinzer (62)
Bevor der Schwyzer seine Erfolge einfuhr, galt er als Pechvogel. Denn 1982, 1985 und 1987 wird Franz Heinzer dreimal hintereinander WM-Vierter in der Abfahrt. Zwei Jahre später schafft er nicht einmal die teaminterne Qualifikation. Erst als er auf die 30 zugeht, wird er zum Topshot, triumphiert in Wengen und dreimal in Kitzbühel und wird 1991 dann doch noch Abfahrtsweltmeister.
Anfang der 90er-Jahre holt er vier kleine Kristallkugeln (drei in der Abfahrt, eine im Super-G). Nach 17 Weltcupsiegen hört er 1994 auf. Bis dahin gewinnt er auf den bedeutendsten Abfahrtsstrecken der Welt (Val-d’Isère, Wengen, Kitzbühel, Gröden, Garmisch-Partenkirchen, Aspen, Lake Louise) je mindestens ein Rennen. Immer verbunden bleiben wird der Name Franz Heinzer indes mit einem monumentalen Malheur: Seine Olympiaabfahrt 1994 in Lillehammer dauert keine zwei Sekunden. Die Bilder seines Starts respektive des rechten Skis, den er wegen eines Bindungsbruchs verliert, gehen um die Welt.
Heute trainiert der Schwyzer die jungen Abfahrer im Europacup und sorgt dafür, dass es im Schweizer Team weiterhin viel zu jubeln gibt. Er wohnt in Brunnen SZ, ist mit Heidi (58) verheiratet und hat drei Kinder (Carina, Franco und Cindy). Auch in seiner Freizeit betätigt er sich sportlich, geht biken, wandern und golfen.