Der Schiessport stellt für Cedric Ochsner der wichtigste Ausgleich zum Skifahren dar. Als zehnjähriger Knirps schiesst er erstmals mit der Standardwaffe über 300 Meter, mit elf belegt Cedric den dritten Rang am Schwyzer Kantonalen Jugendschiessen.
Ein bemerkenswerter Treffer gelingt Ochsner auch bei seinem Debüt im Ski-Weltcup. Bei der Abfahrt in Kvitfjell (No) fährt er im letzten März acht Weltcup-Punkte ein – Rang 23. «Ich war vor meinem ersten Einsatz im Weltcup brutal nervös, aber die Erfahrung aus dem Schiessen hat mir in dieser Situation geholfen, den Puls trotz der enormen Anspannung im grünen Bereich zu halten», erzählt der Mann aus Trachselau bei Einsiedeln.
Bei der Premiere im Weltcup gleich Punkte gewinnen – dieses Kunststück haben im aktuellen Swiss-Ski-Männer-Team vor Ochsner nur Urs Kryenbühl (2014 Rang 25 in Santa Caterina) und Beat Feuz (2007 14. bei der Abfahrt in Lenzerheide) bewerkstelligt.
Heinzer sieht ein Ski-Gefühl wie bei Feuz
Es ist der grosse Franz Heinzer, der Ochsner in den letzten Jahren als Europacup-Trainer geschliffen hat. Der Abfahrt-Weltmeister von 1991 erkennt bei Cedric noch einige andere Parallelen zu Beat Feuz: «Cedric musste genau wie Beat in seinen jungen Jahren erkennen, das man mit Talent alleine nicht an die Weltspitze kommt. Er hat lange Zeit im konditionellen Bereich zu wenig gearbeitet, hat sich jetzt aber stark verbessert. Und weil er genau wie Feuz ein geniales Gefühl fürs Skifahren mitbringt, traue ich ihm in Zukunft einiges zu.»
Dabei hängt seine Karriere vor drei Jahren an einem seidenen Faden. Ochsner kommt damals aufgrund eines Bandscheibenvorfalls nicht auf Touren und steht kurz vor dem Rauswurf aus dem Nationalen Leistungszentrum. Doch der gelernte Elektroinstallateur kratzt die Kurve im letzten Moment doch noch.
Kein Trainings-Weltmeister
Ein Trainings-Weltmeister sei er aber nach wie vor nicht, gibt der Mann, der für den Skiclub Hausen am Albis startet, zu: «Ich absolviere das Trainingsprogramm, was mir vorgesetzt wird. Aber sicher nicht viel mehr…»
In den letzten Wochen ist Ochnsers Trainingspensum manchmal zu kurz gekommen, weil er in der Quarantäne weilte. Grund: Seine Freundin wurde positiv auf Corona getestet. «Obwohl ich vor dem positiven Test meiner Freundin viel Zeit mit ihr verbracht habe, war mein Test negativ. Aber natürlich musste ich trotzdem in die Quarantäne.»
Ochsner erkennt in Corona aber auch eine sportliche Chance: «Es könnte ja passieren, dass ich plötzlich mehr im Weltcup zum Einsatz komme, weil aufgrund eines positiven Corona-Tests von einem arrivierten Teamkollegen ein Startplatz frei wird.»
Zurzeit leidet im Schweizer Abfahrt-Team zum Glück kein Hochkaräter unter Corona. Und Ochsner wird am Dienstag bei der Abfahrt in Bormio nicht zu seinem zweiten Weltcup-Einsatz kommen, weil er in der teaminternen Qualifikation gescheitert ist. Ochsner ist im Abschlusstraining nach einem «Verschneider» ausgeschieden, während sich der Bündner Stefan Rogentin mit der zehntbesten Zeit den letzten Schweizer-Startplatz für die dritte Abfahrt der Saison sichert.