Wenn Christian Stucki (37) kurz vor seinem Feierabend im Sägemehlring Nummer 3 nicht noch ein Date mit Pirmin Reichmuth gehabt hätte, würden wir an dieser Stelle vom grössten Comeback in der Schwing-Geschichte berichten.
Obwohl der regierende, aber ständig angeschlagene König in dieser Saison kein einziges Kranzfest bestritten hat, legt er bei seiner Titelverteidigung so los, wie wenn es angerissene Schultersehnen und den Bandscheibenvorfall nie gegeben hätte. Nach dem Plattwurf gegen Kilchberg-Sieger Damian Ott vergräbt der Berner Seeländer mit Armon Orlik einen weiteren Titanen aus der Nordostschweiz!
Deshalb ist die Stimmung auch nach dem Ausrutscher im Kampf gegen Reichmuth im 4. Gang im Stucki-Clan immer noch sehr gut. «Wenn ich bedenke, was Chrigu in diesem Jahr alles durchmachen musste, ist diese Leistung absolut fantastisch», schwärmt Stuckis Ehefrau Cécile.
«Blasen so gross wie Zweifränkler»
Die Königin gibt zu, dass sie noch am letzten Mittwoch ernsthafte Zweifel an einem erfolgreichen Comeback von ihrem «Chrigu» hatte. «Als er nach einer dreitägigen Therapie nach Hause gekommen ist, hatte er an seinen Füssen zwei blutige Blasen in der Grösse eines Zweifränklers. Ich konnte mir nicht erklären, wie er dieses Problem bis zum Anschwingen in Pratteln in den Griff bekommen hat.»
Auf Empfehlung von seinem Kumpel Matthias Sempach hat der 140-Kilo-Koloss seinen Bandscheibenvorfall in Bad Zurzach mit der Biokinematik-Methode therapieren lassen. Für seinen Rücken war das Gold wert. Aber warum hatte er danach derart heftige Blasen an den Füssen? Praxis-Inhaber Markus Birchmeier liefert die Antwort: «Diese Therapie beinhaltet auch eine Laufschule, die Barfuss auf einem mit einigen Unebenheiten bestückten Waldweg absolviert wird. Und das kann an den Füssen halt schon ein paar Spuren hinterlassen.»
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Stucki glaubt an seine Chance
Stucki hat dieses Problem aber sehr schnell in den Griff bekommen. «Seit sich bei Chrigu während der Rekrutenschule ein Bluterguss zu einem schweren Infekt am linken Schienbein entwickelt hatte, hat er sich zu einem wahren Meister in der Behandlung von solchen Dingen gemausert», verrät Cecile.
Und Stucki glaubt auch daran, dass er die Reichmuth-Scharte im Königs-Kampf noch auswetzen kann: «Es ist weiterhin alles möglich, ich freue mich auf den zweiten Tag!» Zumal Stucki von den sechs Herren in der Einteilung für den fünften Gang nicht überladen wird – der 132-fache Kranzgewinner wird am Sonntagmorgen mit dem 19-jährigen Urner Lukas Bissig (8 Kranzgewinne) zusammengreifen.