Dass der Schwing-Boom auch Schattenseiten hat, mussten nicht zuletzt die Kampfrichter erleben. Dank der TV-Wiederholungen steht ihre Arbeit besonders unter Beobachtung. Fehlentscheide sorgen schweizweit für Schlagzeilen und Diskussionen. So geschehen unter anderem am letztjährigen Oberaargauischen Schwingfest.
König Kilian Wenger (33) gewann seinen Kampf gegen Adrian Odermatt (23) nach 7:03 Minuten. Die eigentliche Gangdauer hätte nur sechs Minuten betragen dürfen. Aufgrund dieses Fehlers wurde das Reglement nun erweitert. «Es war nirgends geschrieben, wie sich ein Platzkampfrichter zu verhalten hat, wenn seine Stoppuhr Probleme macht», erklärt Roman Wyler, der Mitglied ist in der fünfköpfigen Kampfrichter-Kommission des Eidgenössischen Schwingerverbandes.
Ab dieser Saison ist das Verhalten bei einem Uhrenstillstand klar reglementiert. «Der Gang wird beim nächsten Halt unterbrochen, Schwinger und Kampfrichter begeben sich zum Tisch. Sollte die verbleibende Zeit nicht eruiert werden können, einigen sich alle drei Kampfrichter zusammen mit dem Schwinger-Paar, nach kurzer Absprache, auf eine verbleibende Restgangdauer.»
Die Entwicklung der Kampfrichter
Anpassungen würde sich auch das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) wünschen. Da ihnen die Schwing-Übertragungen sehr gute Quoten bescheren, suchen sie nach zusätzlichem Nervenkitzel für die Zuschauer. Das Problem? Ihre Ideen stossen in Schwinger-Kreisen auf Kritik.
So wollten sie beispielsweise mehr als nur drei Kameras um den Sägemehlring platzieren. Dagegen wehrte sich unter anderem die Kampfrichter-Kommission. «Die zusätzlichen Kameras stehen uns im Weg», erklärt Wyler. Um diese Aussage zu verstehen, lohnt sich ein Blick zurück. In den 80er- oder 90er-Jahren stand der Platzkampfrichter deutlich näher bei den Schwingern. Teilweise rutschte er auf den Knien um sie herum.
Mittlerweile beobachten sie den Kampf grösstenteils von ausserhalb des Sägemehlrings. «So haben sie eine bessere Übersicht.» Die zusätzlichen Kameras würden daher die Arbeit der Kampfrichter behindern, befürchtet Wyler. Seine Argumente fanden Gehör. Aktuell sind zusätzliche Kameras am Sägemehlrand kein Thema mehr, wie SRF schreibt.
Die NFL in Amerika als Vorbild für das Schwingen?
Die neuste SRF-Idee stammt aus dem Profisport in den USA. Dort tragen die Schiedsrichter ein Mikrofon. «So wären die Anweisungen der Kampfrichter besser verständlich», argumentiert das Schweizer Fernsehen gegenüber Blick. «Je nachdem, wo dieser steht, sind seine Äusserungen für das TV-Publikum kaum zu hören.»
Wyler schüttelt den Kopf. «Das passt nicht zum Schwingen. Wir sind keine Show-Veranstaltung, wie zum Beispiel die NFL in Amerika.» Zudem möchte man die Kampfrichter vor unüberlegten Äusserungen schützen, welche in der Hitze des Gefechts schnell einmal gesagt seien. Auch dieses Vorhaben des SRF scheiterte. Der Eidgenössische Schwingerverband lehnte die Idee vor knapp zwei Jahren ab.