War sein Sieg-Gang zu lang?
König Wenger im Zentrum von Zeit-Skandal

Das Oberaargauische Schwingfest wird von einer heftigen Zeitüberschreitung überschattet. Der grosse Leidtragende ist der grösste Hoffnungsträger der Nordwestschweizer.
Publiziert: 27.05.2023 um 16:08 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2023 um 18:39 Uhr
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Kilian Wenger bodigt im 1. Gang Adrian Odermatt.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel W. PerrenReporter Sport

Es ist ein Armutszeugnis für den Schwingsport: In diesem Frühling beinhaltet nahezu jedes Kranzfest ein eklatantes Fehlurteil vom Kampfgericht!

Vor zwei Wochen bejubelte der Aargauer Joel Strebel am Basel-Städter den Festsieg, obwohl er beim entscheidenden Wurf kein Griff an den Zwilchhosen seines Kontrahenten Nick Alpiger hatte. Am letzten Wochenende zeigte am Emmentalischen die Zeitlupe deutlich auf, dass Matthias Aeschbacher in der ersten Begegnung mit Fabian Staudenmann entgegen dem Urteil der Entscheidungsträger nicht auf dem Rücken lag.

Odermat um Gestellten gebracht

Sieben Tage später wird der Baselbieter Adrian Odermatt (22) bei seinem Gastauftritt im Oberaargau offensichtlich um einen Gestellten geprellt. Wieso? Die offizielle Kampfdauer im Anschwingen beträgt sechs Minuten, in dieser Zeit kann der Drittplatzierte vom letzten Eidgenössischen in Pratteln König Kilian Wenger (33) ohne grössere Probleme in Schach halten.

Doch obwohl es bis dahin in dieser Begegnung keine Unterbrechung gegeben hat, lässt der Platzkampfrichter den Gang nach sechs Minuten weiter laufen – bis der Triumphator des Eidgenössischen 2010 Odermatt nach 7:03 Minuten doch noch auf den Rücken legt.

In diesem Moment kommen die Erinnerungen an den letzten Brünig-Schwinget auf. Damals mühte sich der Berner Jungstar Adrian Walther (21) im dritten Gang während sechs Minuten vergebens gegen den Luzerner Mittleschwinger Ronny Schöpfer ab. Aber auch in diesem Fall hatte der Kampfrichter die Zeit nicht im Griff und deshalb konnte Walther den Gang nach rund sieben Minuten gewinnen und stand am Abend als Festsieger da.

«Kein Kommentar»

ESV-TL Stefan Strebel kommentierte das damals mit deutlichen Worten: «Es gibt nichts schönzureden, dieses Ergebnis basiert auf einem klaren Fehlurteil. Bei der nächsten Sitzung im August müssen wir darüber diskutieren, wie wir solche Dinge in Zukunft verhindern können.»

Strebel hat danach tatsächlich vieles unternommen, um seine Kampfrichter besser zu machen. Im letzten Januar organisierte der ESV-Boss für seine Leute eine Weiterbildung mit Eishockey-Profi Schiedsrichter Daniel Stricker.

Die jüngste Fehlentscheidung in Kirchberg zeigt nun aber in aller Deutlichkeit, dass die Schwing-Kampfrichter noch ein ganzes Stück vom geforderten Niveau entfernt sind. Und das verschlägt dem sonst so wortgewaltigen Aargauer die Sprache. Strebel: «Von mir gibt es zu diesem Fall kein Kommentar!»

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