Pirmin Reichmuth verblüfft auf der Rigi nicht nur, indem er im Schlussgang den regierenden Schwingerkönig Joel Wicki matt setzt. Der 1,98 Meter lange Zuger spricht nach seinem grossen Wurf ganz besondere Worte aus: «Nach meiner Auftaktniederlage gegen Werner Schlegel wurde ich von der Einteilung bis zum letzten Gang etwas bevorzugt.» Typisch Reichmuth – der Brünig-Sieger von 2019 spricht in jeder Lebenslage schonungslos das aus, was er denkt. Auch dann, wenn es zu seinem Nachteil ist. Und mit seiner jüngsten Aussage erteilt der 27-Jährige vor allem den Bernern und Nordostschweizern neue Nahrung, welche die Innerschweizer aufgrund der zahlreichen fragwürdigen Entscheidungen am ISV-Teilverbandsfest und auf der Rigi als «Mischler» bezeichnen. Auch Nöldi Forrer ist mit einigen Verdikten, die zuletzt bei Kräftemessen in der Urschweiz getroffen wurden, nicht einverstanden. Im Fall Reichmuth gibt der König von 2001 aber Gegensteuer: «Pirmin hat vier Eidgenossen auf seinem Notenblatt, deshalb kann man nicht davon reden, dass er von der Einteilung geschont wurde.»
«Reichmuth hatte Wicki zweimal besiegt!»
Für Forrer ist Reichmuth aber noch aus einem anderen Grund ein äusserst würdiger Triumphator des Berg-Klassikers: «In meinen Augen hat Pirmin Joel Wicki im Schlussgang gleich zwei Mal besiegt. Nach meinem Empfinden war Joel bereits im ersten Zug auf dem Buckel, aber die Kampfrichter haben ihm den Sieg erst im zweiten Zug zugesprochen.» Sägemehl in den Augen hatten die Kampfrichter gemäss dem Eidgenössichen Rekordkranzer (151) auch im fünften Gang zwischen dem Nordostschweizer Gast Werner Schlegel und Joel Wicki. «Joel hat in diesem Zweikampf ein Resultat erhalten, das ich nie im Leben gegeben hätte. Dass Werner nicht richtig auf dem Rücken lag, konnte man übrigens auch daran erkennen, dass sein Hemd nach dieser Aktion nicht zu zwei Dritteln mit Sägemehl bedeckt war», macht der 46-fache Kranzfestsieger im Blick-Schwingduell «Forrer gegen Perren» deutlich.
«König-Bonus für Wenger ist vertretbar»
Während auf der Rigi die meisten umstrittenen Entscheidungen zugunsten der Gastgeber ausgefallen sind, wurde am Berner Oberländischen Frutigen der Innerschweizer Gast Joel Ambühl bezüglich der Schlussgang-Nomination vom Einteilungs-Gericht der Mutzen geschnitten. Nach fünf Gängen lag der Luzerner punktgleich mit Fabian Staudenmann und Kilian Wenger an der Spitze. Obwohl Ambühl im vierten Gang Wenger besiegt hat, hat der König von 2010 für den finalen Kampf gegen Staudenmann den Vorzug erhalten. Forrers-Urteil: «Aus objektiver Sicht hätte man sich in diesem Fall sicher für Ambühl entscheiden können. Aber weil der Wettkampf im Bernbiet ausgetragen wurde und ein König bei Punktgleichheit seit jeher einen Bonus geniesst, ist dieses Urteil für mich vertretbar.» Kaufen konnte sich «King Kilian» von diesem Bonus jedoch nichts. Der Diemtigtaler hat den Schlussgang gegen den sechsfachen Saisonsieger Staudenmann nach einer halben Minute verloren.