Königlicher Knatsch
Darum war Wicki hässig auf Sempach – und auf Blick!

Sieben Tage nach vielen fragwürdigen Szenen am Innerschweizerischen wird auch der Berg-Klassiker auf der Rigi von Fehlentscheidungen geprägt. Für König Joel Wicki bleibt das Happy End diesmal jedoch aus.
Publiziert: 10.07.2023 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2023 um 07:06 Uhr
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Joel Wicki qualifiziert sich auf der Rigi mit einem fragwürdigen Sieg gegen Werner Schlegel für den Schlussgang.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel W. PerrenReporter Sport

Es ist eine dieser Besonderheiten, wie sie nur in der Sägemehlschweiz vorkommt: Der regierende Schwingerkönig Joel Wicki (26) verdient seit ein paar Wochen sein täglich Brot in Entlebuch beim alten Monarchen Matthias Sempach (37). Der ESAF-Triumphator von 2013 lässt sich auf seinem Bauernhof in Vorderbrunnen eine standesgemässe Scheune bauen, Wicki ist mit seinem Bagger für den Aushub zuständig.

Zu Beginn der letzten Woche herrschte auf der königlichen Baustelle jedoch akute Explosionsgefahr! Der Grund: Sempach hatte am ersten Juli-Sonntag als SRF-Experte anlässlich des ISV-Teilverbandsfests Wickis Innerschweizer Kollegen Werner Suppiger und Damian Stöckli harsch kritisiert, weil sich die beiden im Zweikampf mit Fabian Staudenmann im Bodenkampf offensichtlich freiwillig dem Berner Gast beugten, damit dieser nicht die Maximalnote erzielen konnte. «Das will man nicht sehen, es ist nicht sportlich. Ich würde mich fast ein wenig schämen!»

Suppiger verbaut Staudenmann die Maximalnote
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Ging das zu einfach?Suppiger verbaut Staudenmann die Maximalnote

«Das Team wurde in ein falsches Licht gerückt»

Sempachs Urteil und die Nachberichterstattung im Blick führten dazu, dass Wicki trotz seines Festsiegs in Dagmersellen hässig war. «Das Innerschweizer Team wurde durch diese Berichterstattung in ein falsches Licht gerückt, was mich extrem ärgert.»

Wicki wollte dies denn auch mit dem gebürtigen Emmentaler Sempach, der seit ein paar Jahren im Entlebuch den elterlichen Hof seiner Lebensgefährtin führt, persönlich klären. Und tatsächlich verstehen sich die beiden «Bösen» mittlerweile wieder bestens. Was auch an Sempachs Kommentaren zu Wickis Auftritt beim Rigi-Schwinget zu spüren war.

Fehlurteil gegen Schlegel

Nach dem gestellten Anschwingen gegen den ungekrönten Thurgauer König Samuel Giger und den Siegen gegen Christian Bucher, Romain Collaud und Lars Geisser benötigte Wicki für die Schlussgang-Qualifikation einen Plattwurf gegen den Ostschweizer Werner Schlegel. Eine Herkules-Aufgabe, schliesslich legte der Toggenburger nach seiner mehrwöchigen Verletzungspause im ersten Gang in eindrücklicher Manier den bösen Zuger Pirmin Reichmuth auf den Rücken. Doch Wicki warf den Zimmermann aus Hemberg gleich im ersten Zug ins Sägemehl und erhielt vom Kampfgericht nach kurzer Diskussion das gewinnbringende «Gut» und die Note 10!

Obwohl die TV-Zeitlupe aufzeigte, dass die Entscheidung der Kampfrichter falsch war, erhielten die drei Herren von Experte Sempach Rückendeckung: «Im Gegensatz zu uns, können die Kampfrichter nicht auf eine Zeitlupe zurückgreifen.» Der vierfache Obwaldner Eidgenosse Benji von Ah (36), der seit seinem Rücktritt für den Innerschweizer Sender Tele 1 tätig ist, führt die umstrittene Entscheidung zugunsten des Königs auf die hohen Temperaturen zurück: «Auch die Kampfrichter haben es brutal heiss, denen knallt hier den ganzen Tag die Sonne auf den Kopf. Und deshalb kommen halt solche Resultate zustande…»

Reichmuths zweiter grosser Berg-Triumph

Letztendlich scheint die Sonne auf der Rigi aber dann doch nicht für Wicki - im Schlussgang wird der 1,83-Meter-Mann vom 1,98 Meter grossen Reichmuth im zweiten Zug aufs Kreuz gelegt und kassiert damit die zweite Saisonniederlage nach dem verlorenen Schlussgang am Oberaargauischen gegen Staudenmann.

Mit dem Festsieg von Reichmuth dürfte Wicki trotzdem gut leben können. Er weiss, dass er Ende August beim Saisonhöhepunkt am Unspunnen in Interlaken vor allem im Kampf gegen die Berner und Nordostschweizer auf einen Reichmuth in Höchstform angewiesen ist. Dass der Physiotherapeut aus Cham, der in den letzten neun Jahren vier Kreuzbandrisse in Kauf nehmen musste, noch nicht so stark wie in seiner Gala Saison 2019 (vier Kranzfest-Erfolge, Sieg auf dem Brünig) ist, haben seine NOS-Niederlage gegen Armon Orlik vor zwei Wochen und sein gestriger Taucher gegen Schlegel gezeigt. Aber der finale Sieg über den amtierenden König dürfte Prinz Pirmin einen kräftigen Schub verleihen.

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