Vor 56 Jahren hat sich das verschlafene Berner Mittelländer Nest Habstetten in den eidgenössischen Königssitz verwandelt. Der Grund: Mit dem 20-jährigen Ruedi Hunsperger eroberte am Eidgenössischen in Frauenfeld ein waschechter Habstetter den Schwinger-Thron.
Und jetzt stammt schon wieder ein Königsanwärter aus diesem Ortsteil in der Gemeinde Bolligen: Adrian Walther (21) hat im Juli innerhalb von zwei Wochen am Berner Kantonalen sowie beim Berg-Klassiker auf dem Brünig obenaus geschwungen. Walther ist in Habstetten unmittelbar neben der «Linde» aufgewachsen. Der 2018 verstorbene Hunsperger hat diese Beiz Jahre lang geführt.
«Die Nerven sind ähnlich stark»
Aber wie viel «Rüedu» steckt wirklich im jungen «Ädu»? «Ziemlich viel» glaubt der legendäre Fritz Uhlmann (79), welcher 1974 am Eidgenössischen in Schwyz den Schlussgang gegen seinen Freund und Trainingspartner Hunsperger verloren hatte. «Walthers Links-Churz ist sensationell. Und aufgrund der Beobachtungen, die ich in diesem Sommer gemacht habe, scheinen seine Nerven ähnlich stark zu sein, wie die von Rüedu.»
Uhlmann gibt zu, dass ihn Hunsperger genau damit immer wieder an den Rand des Wahnsinns gebracht hatte. «Rüedu und ich sind meistens zusammen zu einem Wettkampf gefahren. Ich musste aber oft lange warten, bis er endlich in mein Auto eingestiegen ist. Während ich immer noch nervöser wurde, meinte er in aller Ruhe: ‹Fridu, mach dir keine Sorgen. Die starten das Schwingfest nicht, bevor ich da bin.›»
Von der ersten Sekunde an kompromisslos
Ob Walther wirklich schon so abgebrüht ist, wie es der dreifache König Hunsperger war, wird sich am Samstag zeigen, wenn er im Anschwingen mit dem Entlebucher Joel Wicki (25) zusammen greifen wird. Wicki, der beim letzten Eidgenössischen in Zug erst im Schlussgang gegen Christian Stucki verloren hat, dürfte in diesem Duell von der ersten Sekunde kompromisslos auf die Karte Angriff setzten.
Das ganz grosse Spektakel ist in diesem Gang also vorprogrammiert.