Weil er bis zur Verurteilung und Sperre jahrelang weiter reiten durfte
So viel Preisgeld kassierte Tierquäler Estermann noch

Das juristische Hin und Her um Tierquäler Paul Estermann (59) dauerte Jahre. Währenddessen durfte der Springreiter weiterhin an Turnieren starten. Und kassierte dabei ein sechsstelliges Preisgeld.
Publiziert: 21.04.2023 um 09:25 Uhr
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Das juristische Hin und Her im Fall von Springreiter Paul Estermann – hier beim Gang zum Bezirksgericht Willisau LU – zog sich sechs Jahre in die Länge.
Foto: Anian Heierli
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Zum Zeitpunkt, als Blick im März 2017 publik machte, dass Paul Estermann (59) sein damals bestes Pferd Castlefield Eclipse mit der Peitsche bis aufs Blut schlug, zählte der Luzerner zu den besten Schweizer Springreitern. Für seine Misshandlungen wurde er im November 2022 vom Kantonsgericht Luzern schuldig gesprochen.

Im Anschluss leitete die Sanktionskommission des Schweizerischen Verbands für Pferdesport eine Untersuchung ein. Vor wenigen Tagen dann der längst fällige Entscheid: Estermann wird für sieben Jahre gesperrt – sechs Jahre nach der Veröffentlichung im Blick und sieben Jahre nach den nachgewiesenen Schlägen auf die Stute. Längst fällig, weil es beim Verband direkt nach dem Vorfall 2016 bereits Anzeichen für Estermanns Fehlverhalten gab.

Und in der Zwischenzeit? Während des jahrelangen juristischen Hin und Her mit Einsprachen und Rekursen durfte Estermann weiterhin an Turnieren starten. Vor allem zwischen 2017 und 2019 war er trotz der Vorwürfe gegen ihn mit mehreren Pferden erfolgreich.

Pferdebesitzer profitierten finanziell

Estermann sowie die Besitzer seiner Top-Pferde profitierten finanziell, dass es so lange keine Sanktionen gab. Denn: In den Jahren 2017 bis 2022 sprang der einstige Equipen-Reiter zu einem Preisgeld-Total von 734'000 Franken! Allein von 2017 bis 2019 waren es über eine halbe Million Franken. Im Januar 2020 reagierten dann die Besitzer mehrerer Top-Pferde und nahmen sie aus Estermanns Beritt. Die Preisgelder sanken.

Als Reiter kassierte Estermann natürlich nicht die vollen Summen, die er gewonnen hatte. Der Prozentsatz ist je nach Abmachung mit den Pferdebesitzern unterschiedlich, oft ist es rund die Hälfte. Und: Die Preisgelder waren nicht die einzige Einnahmequelle für den Springreiter. Estermann betreibt seit 2001 in Hildisrieden LU ein bekanntes Reitsportcenter. Dort vermietet er Boxen, erteilt Reitstunden und bildet Pferde aus.

Noch bleiben Estermann knapp zwei Wochen Zeit, um beim Verbandsgericht die Mega-Sperre anzufechten.

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