Radsport hat ihn in die Spur gebracht
Tour-Sieger Thomas pedalte dem Alkohol davon

Geraint Thomas (36) schaute einst zu tief ins Glas. Danach gewann er die Tour de France. Und heute? Da feiert er eine kleine Auferstehung.
Publiziert: 19.06.2022 um 20:50 Uhr
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Der Sieger der Tour de Suisse 2022: Geraint Thomas.
Foto: IMAGO/frontalvision.com
Mathias Germann

Er ist zurück! Oder besser: «He’s back!» Der Waliser Geraint Thomas (36) feiert in Vaduz eine Rad-Auferstehung und gewinnt die Gesamtwertung der Tour de Suisse. «Ich bin sehr zufrieden. 2015 war ich hier Zweiter, und nun bin ich ganz vorne. Wunderbar.»

Der Erfolg des Briten ist keine Sensation. Und dennoch überrascht es, wie souverän Thomas während der ganzen Woche agiert. Er behält in der Gluthofenhitze stets kühlen Kopf, klammert sich in den Bergen an die Besten und verwaltet seinen Vorsprung im Zeitfahren. Und auch wenn ihm der Etappensieg fehlt, darf Thomas mehr als nur glücklich sein. Denn: Es ist noch nicht lange her, da wurde der Rad-Dino von vielen Experten bereits abgeschrieben.

Das kommt nicht von ungefähr. Nach seinem grössten Erfolg, dem Tour-de-France-Sieg 2018, fuhr er im Jahr darauf zwar nochmals aufs Podest (Rang 2). Danach lief aber nichts mehr wie gewünscht. Er verlor die Form, brach sich bei Stürzen Hüfte und Schulter.

Immerhin: Thomas hatte sich neben dem Rad im Griff. Das war nicht immer so. Zu Beginn seiner Karriere schaute der Mann aus Cardiff öfter zu tief ins Glas. «Er liebt es, zu trinken, wenn es etwas zu feiern gibt», erzählte einst sein Trainer Rod Ellingworth. Als Teenager strich er Thomas deshalb auch einmal von einem Rennen. «Das war nach seinem Geburtstag. Geraint war danach am Boden zerstört.»

«Sie streiften am Alkoholismus vorbei»

Auch seine Frau Sara Elen Thomas – sie heirateten 2015 – macht keinen Hehl aus der Vergangenheit ihres Mannes. «Es war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick. Die ersten Male, als ich Geraint traf, hatte er einiges intus», erzählte sie einmal. Der glühende Arsenal-Fan verneinte dies nie. Er sprach immer offen über seine Vergangenheit: «Einige meiner Kollegen ausserhalb des Radsports streiften am Alkoholismus vorbei. Ich habe mich entschieden, das sein zu lassen und Gewicht zu verlieren.»

Diese Zeiten sind vorbei. Familienvater Thomas ist zurück auf der grossen Bühne. Und wer weiss, wozu er an der Tour de France fähig sein wird? Sicher ist: Thomas liebt es, alle zu überraschen.

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