Simon Pellaud, Corona zwingt die Tour de Suisse beinahe in die Knie. Von ursprünglich 153 Fahrern waren am Samstag noch 84 am Start. Wie erleben Sie das?
Simon Pellaud: Es ist schon eine spezielle Situation. Auch wir hatten Probleme im Team, doch wir bleiben ruhig. Man kann versuchen, sich zu schützen. Aber eine Garantie hat man vor keinem Corona-Test.
Sie litten lange unter Long Covid. Ist nun alles ausgestanden?
Nein, meine Beine sind noch immer nicht bei 100 Prozent. Viele haben Probleme mit der Hitze, ich habe andere Sorgen. Wirklich geniessen kann ich die Tour de Suisse nicht.
Wie sehr schlägt das auf die Moral?
Ich versuche, positiv zu bleiben. Aber es ist nicht einfach. Ich bin seit einem Jahr in einer Scheiss-Situation. Im April 2021 hatte ich erstmals Corona, es erwischte mich bei der Baskenland-Rundfahrt. Im August brach ich mir bei einem Sturz dann eine Rippe.
Und dann wurde wegen Corona-Spätfolgen alles noch schlimmer, oder?
Im Winter hatte ich riesige Schwierigkeiten, meine Beine schmerzten und ich war kraftlos. Manchmal wachte ich morgens auf und dachte: Jetzt ist es besser. Ich machte einige Grundlagenübungen am Boden, 30 Minuten lang. Dann ging ich zum Frühstück runter und merkte: Ich bin kaputt, einfach leer. Ich konnte es kaum glauben. An Velotraining war nicht zu denken, ich lag nur noch im Bett oder auf dem Sofa rum.
Simon Pellaud ist nicht der einzige Fahrer des Pelotons, der unter den Folgen von Corona leidet. Auch der 18-fache Tour-de-Suisse-Etappensieger Peter Sagan (32, Slk) brachte zuweilen kein Bein vors andere. «Der Frühling war grauenvoll. Ich hatte Schmerzen in den Beinen und Mühe mit der Kondition. Nichts war mehr normal», so der Slowake.
Vor allem die Ungewissheit, ob er je wieder der Alte werden würde, hätten an seinem Selbstbewusstsein genagt, so der Rad-Star. Nach seinem Sieg in Grenchen am letzten Mittwoch meinte Sagan: «Langsam kommt es wieder besser.»
Ähnlich wie Pellaud und Sagan berichtet auch Deutschlands Strassen-Meister Maximilian Schachmann (28) von «krassen Auswirkungen auf meinen Körper.» Erwartet hatte er so etwas nicht. «Ich dachte immer: ‹Mich trifft Long Covid nicht!› Leider lag ich falsch. Vielleicht spüren Leute, die kein Spitzensport betreiben, bei Long Covid nicht viel. Bei mir war es brutal.»
Schachmann sagt, dass sein Körper sich lange nicht richtig erholt hätte. «Wenn ich aufs Rad stieg, fühlte es sich so an, als wäre ich gleich abgestiegen. Erst als ich alle kurzfristigen Ziele aus meinem Kopf gestrichen hatte, ging es mir langsam besser.»
Simon Pellaud ist nicht der einzige Fahrer des Pelotons, der unter den Folgen von Corona leidet. Auch der 18-fache Tour-de-Suisse-Etappensieger Peter Sagan (32, Slk) brachte zuweilen kein Bein vors andere. «Der Frühling war grauenvoll. Ich hatte Schmerzen in den Beinen und Mühe mit der Kondition. Nichts war mehr normal», so der Slowake.
Vor allem die Ungewissheit, ob er je wieder der Alte werden würde, hätten an seinem Selbstbewusstsein genagt, so der Rad-Star. Nach seinem Sieg in Grenchen am letzten Mittwoch meinte Sagan: «Langsam kommt es wieder besser.»
Ähnlich wie Pellaud und Sagan berichtet auch Deutschlands Strassen-Meister Maximilian Schachmann (28) von «krassen Auswirkungen auf meinen Körper.» Erwartet hatte er so etwas nicht. «Ich dachte immer: ‹Mich trifft Long Covid nicht!› Leider lag ich falsch. Vielleicht spüren Leute, die kein Spitzensport betreiben, bei Long Covid nicht viel. Bei mir war es brutal.»
Schachmann sagt, dass sein Körper sich lange nicht richtig erholt hätte. «Wenn ich aufs Rad stieg, fühlte es sich so an, als wäre ich gleich abgestiegen. Erst als ich alle kurzfristigen Ziele aus meinem Kopf gestrichen hatte, ging es mir langsam besser.»
Wie lange dauerte dieser Zustand an?
Es wurde mal besser, mal schlechter. An Weihnachten war es besonders schlimm. Meine ganze Familie hatte Corona und ich 40 Grad Fieber. Es fiel mir schwer, zu atmen, ich hatte Durchfall und Schnupfen. Das ging über Monate so weiter. Ich machte Fortschritte, doch dann erwischte es mich wieder. Normal bin ich im Schnitt einmal in fünf Jahren krank, in den letzten Monaten waren es sieben oder acht Mal.
Wie kamen Sie im Kopf damit klar?
Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht genügend Energie habe, um den Tag zu überstehen. Ich konnte meinen Tag nicht so gestalten, wie ich wollte. Ich war verzweifelt.
Sie haben fünf Jahre gekämpft, um es wieder in der World Tour zu schaffen.
Und als ich es geschafft hatte, konnte ich nicht mehr mein Niveau abrufen.
Seit sechs Jahren wohnt Simon Pellaud (29) mit seiner Freundin Susana in Kolumbien – meist im Schweizer Winter. Dort haben sie auf dem Land ein kleines Häuschen gebaut, umgeben von Feldern und Kühen. «Ich liebe das Land und die Leute. Und die Kolumbianer haben mich längst adoptiert», sagt der Walliser. Ein weiterer Vorteil: Er kann in der kolumbianischen Höhe trainieren – ein Vorteil im Radsport. 2018 gewann Pellaud eine Etappe der Tour of Hainan – sein einziger Profi-Sieg. Den Vertrag beim Team Trek-Segafredo verdiente er sich dank grossen Helferdiensten. Pellaud gilt zudem als Ausreisser-König, er fährt stets sehr angriffig.
Seit sechs Jahren wohnt Simon Pellaud (29) mit seiner Freundin Susana in Kolumbien – meist im Schweizer Winter. Dort haben sie auf dem Land ein kleines Häuschen gebaut, umgeben von Feldern und Kühen. «Ich liebe das Land und die Leute. Und die Kolumbianer haben mich längst adoptiert», sagt der Walliser. Ein weiterer Vorteil: Er kann in der kolumbianischen Höhe trainieren – ein Vorteil im Radsport. 2018 gewann Pellaud eine Etappe der Tour of Hainan – sein einziger Profi-Sieg. Den Vertrag beim Team Trek-Segafredo verdiente er sich dank grossen Helferdiensten. Pellaud gilt zudem als Ausreisser-König, er fährt stets sehr angriffig.
Sie mussten für die Tour de Romandie, eine ihrer Lieblingsrundfahrten, Forfait geben.
Das tat besonders weh. Zum Glück kam meine Freundin aus Kolumbien, als es mir besonders schlecht ging. Wir fuhren nach Silvaplana, gingen etwas Velo fahren. Ohne Druck, nichts. Hätte ich das nicht gemacht, wäre ich wohl verrückt geworden.
Ging es Ihnen danach besser?
Im Kopf schon. Danach nahmen wir das Wohnmobil, fuhren drei Wochen damit rum – durch den Schwarzwald bis Frankfurt, wo ich Eschborn–Frankfurt fuhr. Und dann durch Frankreich zurück. Wissen Sie, wenn man einen Knochen bricht, weiss man, wie lange die Heilung dauert. Bei Long Covid aber nicht – das ist hart. Ich habe so viele Tests gemacht, so oft wurde mir Blut abgenommen. Doch man fand nichts.
Was entgegnen Sie den Menschen, die an Long Covid zweifeln?
Sie sollten mal ein paar Tage in meinem Körper stecken. Dann würden sie ihre Meinung ändern.
Immerhin fahren Sie jetzt die Tour de Suisse.
Aber ich bin weit weg von meinem alten Niveau und habe immer noch Angst um meine Karriere. Ich weiss, ich muss Geduld haben – aber eigentlich ist meine Geduld am Ende.
Ist die Tour de France kein Thema?
Nein. In dieser Form habe ich dort keine Chance. Da trinke ich lieber Kaffee und schaue TV.