Schweizer verblüfft an der Tour de Suisse alle
Küng am Berg so stark wie nie!

Seit 2009 wartet die Schweiz auf einen Tour-de-Suisse Gesamtsieger. Schlägt Stefan Küng (28) zu? Es wäre eine Sensation. Aber träumen ist erlaubt.
Publiziert: 17.06.2022 um 20:31 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2022 um 11:20 Uhr
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Stefan Küng kämpft bei der Ankunft auf der Moosalp um jede Sekunde. Er verliert Zeit, aber nicht viel.
Foto: Getty Images
Mathias Germann

Es ist Mittwoch, als Gino Mäder (25) völlig entkräftet Brunnen erreicht. «Es läuft nicht. Und ich habe kein Rezept, um wieder in die Spur zu kommen», sagt er. Kurz darauf wird Mäder die Tour de Suisse verlassen. Allerdings nicht, ohne die Frage zu beantworten, wer denn nun die Tour de Suisse gewinnen wird. «Viele Fahrer sollten darauf hoffen, dass Stefans Frau bald das Kind zur Welt bringt», sagt Mäder kryptisch. Wen er meint? Stefan Küng (28)! Der Thurgauer hat längst angekündigt, dass er die Tour verlassen wird, sollte seine hochschwangere Frau Céline Alarm schlagen.

So oder so: Mäder sorgt mit seiner Antwort für Verwunderung. Wie soll Stefan Küng, der zwar ein exzellenter Roller und Zeitfahrer ist, aber bei weitem kein Bergfloh, diese Rundfahrt gewinnen? Blick hakt bei Mäder nach: «Stefan ist grausam gut drauf. Er kann sprinten, er kann klettern. Er kann alles. Wenn er will, gewinnt er die Tour.»

80 Kilo sprechen dagegen

Dass Küng gerne den Gesamtsieg holen würde, ist klar. Bloss hat er, bei allen Fortschritten am Berg, sich nie ernsthaft damit befasst. «Dafür wiege ich mindestens zehn Kilo zu viel», winkt der 80-Kilo-Mann am selben Mittwoch ab.

Doch wie sieht es zwei Tage später aus? Küng verliert in der ersten von zwei Bergetappen hinauf zur Moosalp nur 39 Sekunden auf die Besten, in der Gesamtwertung liegt er auf Rang 7 (49 Sekunden zurück). «Ich wollte bei dieser Tour auf Etappensiege gehen. Und nun bin woanders vorne dabei. Schade, dass ich mich nicht mit dieser Option beschäftigt habe – sonst hätte ich diese Ankunft vorher im Training besichtigt.»

Das Zeitfahren spricht dafür

Klar, Küng profitiert von der coronabedingten Aufgabe einiger Fahrer – so zum Beispiel von Leader Aleksandr Vlasov (26, Russ). Und: Noch steht am Samstag die brutale Schlusssteigung hinauf nach Malbun an. Gleichzeitig hat Küng Blut geleckt. Seine Gegner werden darum alles daran setzen, ihn deutlich abzuschütteln. Schliesslich steht am Sonntag Küngs Schokoladendisziplin, das Zeitfahren, auf dem Programm.

«Vielleicht ruft ja auch meine Frau an, dann erübrigt sich sowieso alles», sagt Küng schmunzelnd. Es ist, wie Mäder es vorhergesagt hatte: Einige, so auch der neue Leader Jakob Fuglsang (37, Dä), hätten nichts dagegen.

Denz siegt hauchdünn

Übrigens: Der Tagessieg geht an den Deutschen Nico Denz (28), er triumphiert im Ausreisser-Duell gegen Clément Champoussin (25, Fr) dank weniger Zentimeter Vorsprung.

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