Als Radrennfahrer ist Silvan Dillier (30) mit allen Wassern gewaschen. Er ist seit neun Jahren Profi, er wurde Europameister auf der Bahn, Zeitfahr-Weltmeister mit dem Team auf der Strasse, er gewann eine Etappe des Giro und wurde Zweiter bei Paris–Roubaix. Doch nun betritt er Neuland. Täglich. «Vor allem zu Hause», bestätigt er.
Den Grund hält er auf dem Spielplatz in der Hand – sein Sohn Ilja. Er ist 16 Monate alt und der grosse Stolz Dilliers. «Früher fand ich es fast peinlich, wenn Väter mit ihren kleinen Kindern Geräusche machten, als wären sie selbst noch Babys. Und heute mache ich es auch», sagt Dillier schmunzelnd.
Ehefrau Cornelia: «Das ist mega herzig»
Bei der Tour de Suisse würde Dillier nur allzu gerne eine Etappe für seinen Sohnemann gewinnen. Welche? «Die zweite Etappe nach Lachen hat ein schwieriges Finale. Und auch der dritte Tour-Tag in Pfaffnau hat einen harten Rundkurs, den ich mir genau angeschaut habe», so Dillier. Sicher ist: «Ilja wird sich genau gleich freuen, wenn ich wieder da bin – egal ob ich gewonnen habe oder nicht. Das ist wunderbar.»
Ehefrau Cornelia nickt. Sie ist voll des Lobes für ihren Silvan. «Wenn er bei Ilja ist, wird er zum Clown. Das ist mega herzig.» Besonders dankbar ist sie, dass Silvan nach Iljas Geburt lange zu Hause war – Corona machte es möglich. «Silvan machte von Anfang an alles mit und hat dadurch eine enge Bindung zu Ilja. Nur gestillt hat er ihn nie», sagt sie lachend.
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Zweites Kind ist unterwegs
Diese Rad-Saison läuft fast wie vor Corona. Das heisst, dass Dillier auch wieder öfter und länger auf Reisen ist. «Abschied nehmen ist noch schwieriger als früher. Denn Ilja lernt jeden Tag etwas Neues.» Gleichzeitig betont er auch: «Ilja hat mich ruhiger gemacht. Er ist der beste Lehrer, den es gibt.» Wie meint er das? «Wenn Ilja schlecht drauf ist, ist das oft ein Abbild von mir. Weil ich selbst gestresst bin. Er hält mir also nur den Spiegel vor. Ich merke dann rasch, dass ich den Schalter umlegen sollte.»
Was bleibt? Das Offensichtliche: Die Dilliers haben ihr Glück gefunden. Und dieses wird bald noch grösser. «Ich bin wieder schwanger, im Oktober ist es so weit», verrät Cornelia. Ob es ein Bub oder ein Mädchen wird, wollen sie nicht wissen. Silvan ist jedenfalls bereit, um erneut auszuhelfen – und den Clown zu machen.