«Bernal erzählt viel Blödsinn»
Schweizer Rad-Profi fand sein Glück in Kolumbien

Simon Pellaud (28) lebt seit vier Jahren mit seiner Freundin in den Bergen Kolumbiens. Nach dem Ende des Giros erzählt er seine Geschichte.
Publiziert: 31.05.2021 um 10:05 Uhr
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Simon Pellaud (Zweiter von links) lebt seit vielen Jahren im Winter in Kolumbien. In einem Holzhaus mit seiner Freundin Susana (links).
Foto: Zvg
Mathias Germann

Egan Bernal (24) ist zurück. Und wie! Der Rad-Superstar aus Kolumbien, der die letzte Saison verletzt abbrechen musste, gewinnt den Giro d'Italia. Beim abschliessenden Zeitfahren nach Mailand – Filippo Ganna (It) gewinnt – verteidigt er die Maglia Rosa problemlos. Nach Bernals Triumph bei der Tour de France 2019 ist dies ein Karriere-Meilenstein.

«Für Kolumbien ist dieser Sieg sehr wichtig. Es gab zuletzt viele Proteste gegen die Regierung und auch Tote. Nun hat man endlich wieder einen Grund, um sich zu freuen», sagt Simon Pellaud (28). Der Tessiner Rad-Profi mit Westschweizer Wurzeln kennt sich aus im Andenstaat, er lebt seit fünf Jahren in den Bergen in der Nähe von Medellin. «Ich liebe das Land und die Leute. Und die Kolumbianer haben mich längst adoptiert», sagt er.

«Ich hatte mich selbst verloren»

Doch wie kommts? Klar, Pellaud ist ein sehr offensiver Fahrer – beim Giro riss er ein Dutzend mal aus. Vor allem aber spricht Pellaud fliessend Spanisch, er ist offenherzig und lacht viel. Einer, den man mögen muss. Dabei stand er 2016 vor dem nichts!

Warum? Um das zu verstehen, muss man das Rad der Zeit zurückdrehen. Vor fünf Jahren hat es Pellaud in die World Tour, der obersten Rad-Liga, geschafft. Doch sein Vertrag läuft aus und der Markt ist gesättigt. «Ich haderte mit der Situation. Aber ich merkte, dass ich mich selbst ändern musste. Ich hatte den Spass am Radfahren und mich selbst verloren», erinnert er sich.

Pellaud lebt unter Kühen

Letztlich schafft es Pellaud gerade noch in ein kleines, amerikanisches Zweitklasse-Team. Kurz darauf findet er sein Glück bei einem Kolumbien-Besuch. «Die Menschen dort haben nicht viel und sind trotzdem sehr extrem herzlich. Mein Besuch mir die Augen geöffnet. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich wieder viel mehr Freude am Leben», erzählt er.

Pellaud lernt schon Susana kennen – sie werden ein Paar und bauen ein Holzhaus inmitten von Kühen und Plantagen. «Wir haben wenig Luxus. Aber das ist mir nicht mehr so wichtig», betont er. Und heute? Da ist Pellaud zufrieden und todmüde. Zum Schluss will er aber noch etwas loswerden. «Egan ist nicht so reserviert, wie man meinen könnte. Er erzählt viel Blödsinn – das schätze ich sehr!»

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