Durch die Hölle in den siebten Himmel? Nicht ganz. Stefan Küng (28) zeigt aber bei Paris-Roubaix, der «Hölle des Nordens», ein tolles Rennen. Er ist so stark wie nie zuvor, wird seiner Rolle als Mitfavorit gerecht und wird Dritter. Der Sieg geht an den Holländer Dylan van Baarle (29), der den grössten Erfolg seiner Karriere einfährt.
Vorwerfen muss sich Küng nichts. Bei seiner siebten Teilnahme am Rad-Monument in Nordfrankreich ist er taktisch, technisch, mental und körperlich auf der Höhe. «Ich fühlte mich sehr gut. Klar, zu Beginn habe ich einen kleinen Fehler gemacht. Nach 50 Kilometer war ich ganz hinten im Feld, weil ich pinkeln musste – und als ich nach vorne schaute, hatte sich das Feld gespalten», so Küng.
Dennoch: Der erfolgreichste Schweizer Rad-Profi der Gegenwart bleibt auch nach diesem Vorfall ruhig. Später, im berühmt-berüchtigten Wald von Arenberg, zündet er den Turbo und zeigt seine Klasse. Auch ein Defekt und ein kleiner Ausrutscher auf den staubtrockenen Pavés bringen ihn nicht aus dem Konzept.
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Und im Vélodrome von Roubaix spielt «King Küng» seine Erfahrung auf der Bahn aus. Obwohl kein Sprinter, überrascht er zwei Mitstreiter seiner Verfolgergruppe. Einzig Wout van Aert (27, Be) ist – wenig überraschend – noch etwas schneller. Küng: «Gegen ihn war natürlich nichts zu machen. Aber ich bin happy über meinen Podestplatz. Und Dylan hat den Sieg verdient, er war wirklich der Stärkste.» Auf Mission Aufholjagd war der Belgier Yves Lampaert, kurz vor Schluss bleibt er aber an den Händen eines Zuschauers hängen und stürzt auf das Kopfsteinpflaster.
Küng: «Ich bin einfach nur müde»
Über seinen ersten Podestplatz beim grössten Rad-Monument darf sich Küng in der Tat freuen. Bei zuvor sechs Paris-Roubaix-Teilnahmen war Rang 11 (2019) sein Top-Resultat gewesen. Küng ist der erste Schweizer seit Rang 2 von Silvan Dillier (31) im Jahr 2018, der es in Roubaix aufs Podium schafft. «Ich bin einfach nur müde, ganz ehrlich. Es war ein so hartes Rennen. Ich habe das Maximum herausgeholt, was ich konnte.»
Das Fazit? Noch muss Küng seinen Traum von einem Sieg bei Paris-Roubaix um mindestens ein Jahr verschieben. Dass er bei warmen, trockenen Verhältnissen so gut abschneidet, stimmt für die Zukunft jedoch optimistisch. Denn: Küng liegt kaltes und nasses Wetter deutlich mehr. Auf dass Petrus es ihm im nächsten Jahr schenken möge!