Darum gehts
- Stefan Bissegger erreicht Top-10-Platzierung bei Paris-Roubaix trotz Reifenpanne
- Van der Poel gewinnt zum dritten Mal in Folge
- Bissegger beendet das 259,2 km lange Rennen mit 3:46 Minuten Rückstand
Als Stefan Bissegger nach fünfeinhalb Stunden Quälerei im Norden Frankreichs in das berühmte Vélodrome von Roubaix einfährt, würde er am liebsten sofort absteigen und sich auf den Boden legen. «Wir waren alle tot und sind nur noch ins Ziel gekrochen», so der Thurgauer (26).
Die Hölle des Nordens, wie Paris-Roubaix auch genannt wird, hat ihm mächtig eingeheizt. «So gelitten wie diesmal habe ich noch nie», erzählt er Blick. Immerhin: Nach den Plätzen 62, 21 und 26 wird Bissegger Siebter – sein erstes Top-10-Resultat beim vielleicht grössten aller Rad-Monumente. «Ich bin nicht nur müde, sondern auch glücklich und stolz», so Bissegger.
Aber wäre für Bisseger nicht noch mehr möglich gewesen? «Doch», sagt er selbst. Rückblick. 70 Kilometer vor dem Ziel ist er in einer Fünfer-Spitzengruppe mit den Top-Favoriten Mathieu van der Poel (30, Ho) und Tadej Pogacar (26, Ho) und macht seinem Spitznamen «Muni» alle Ehre – Bissegger wirkt auf den Pavés stark, aufmerksam und spritzig. Doch dann passiert es: Er erleidet einen Platten und muss die Spitzengruppe abreissen lassen. «Ob es ohne dieses Malheur für ganz nach vorne gereicht hätte, weiss ich nicht. Ärgerlich war es dennoch».»
Immerhin: Im Gegensatz zu früheren Jahren durfte er jetzt, als Leader des französischen Teams Decathlon, stets auf die tatkräftige Hilfe seiner Kollegen zählen. «Sie waren vom ersten Kilometer immer für mich da und haben einen super Job gemacht. Das bestätigt mich, dass mein Teamwechsel richtig war. Auch jetzt sind alle sehr happy – es ist schön, das zu sehen.»
Pogacar selbstkritisch: «Mein Fehler»
Bissegger ist auf den 259,2 Kilometern und 30 trockenen Pavé-Abschnitten mit einem Rückstand von 3:46 Minuten der stärkste Schweizer. Johan Jacobs (21., +4:48) und Stefan Küng (43, +8:18) verlieren deutlich mehr Zeit.
Den Sieg holt sich zum dritten Mal nacheinander Van der Poel. Die Entscheidung im Duell mit Pogacar erfolgt 38 Kilometer vor dem Ziel, als «Pogi» eine Rechtskurve falsch einschätzt, in den Morast gerät und über den Lenker fällt. «Das war mein Fehler und es gibt keine Entschuldigung», so Pogacar.
Bissegger: «Jetzt freue ich mich auf die Ferien»
Zurück zu Bissegger. Er sagt: «Ich habe heute viele überrascht und gezeigt, was in diesem Bissegger drinsteckt. Paris-Roubaix ist jener Klassiker, der mir am besten liegt. Wenn eines Tages einmal alles super läuft, kann ich es gewinnen.»
Und worauf freut er sich jetzt am meisten? «Auf die Ferien. Wir werden in Deutschland ein wenig wellnessen», sagt er. Sicher ist: Diese Auszeit hat sich Bissegger mehr als nur verdient.