Blick: Mauro Schmid, wie viele Kaffees trinken Sie pro Tag?
Mauro Schmid: Zwei bis drei. Meistens einen Cappuccino am Morgen und einen Espresso am Nachmittag.
Beim Giro dürfen Sie sich auf besonders schmackhafte Kaffees freuen.
In Italien ist es in der Tat kein Problem, einen guten Kaffee zu bekommen. Aber bei mir zu Hause gibt es auch welche.
In Sünikon im Zürcher Unterland?
Ich habe zu Hause eine klassische italienische Kolbenmaschine, und es bereitet mir immer wieder grossen Spass, wenn ich mir oder meinen Kollegen einen Cappuccino oder Espresso machen kann.
Ganz günstig sind diese Maschinen nicht, oder?
Diesen Luxus habe ich mir geleistet. Ich habe viele Tipps geholt und habe mittlerweile ein gutes Fingerspitzengefühl. Mein Cappuccino hat es in sich (schmunzelt).
Barista-König sind Sie noch nicht, dafür der Schotter-König!
Diese Bezeichnung erhielt ich im letzten Jahr, weil ich die Giro-Etappe nach Montalcino gewann. Sie führte über einige Naturstrassen.
Gibt es das in diesem Jahr auch?
Leider nicht. Offenbar wird nur in jedem siebten Jahr eine solche Etappe ins Giro-Programm aufgenommen.
Dann bleiben Sie noch sechs Jahre lang Schotter-König. Warum liegt Ihnen das?
Ich habe mein Rad gut im Griff. Mein Lieblingsrennen ist auch Strade Bianche, wo man lange über Naturstrassen fährt.
Sie würden dieses Rennen lieber gewinnen als Paris–Roubaix?
Ja. Vielleicht ist dies aber auch so, weil mir die Hölle des Nordens nicht so liegt. Ich bin eher ein Fahrer für Etappen mit Steigungen.
Wie hat Sie der Giro-Sieg verändert?
Der Erfolg damals war mein Durchbruch. Er hat mich zu jenem Fahrer gemacht, den ich heute bin.
Wie zeigt sich das?
Ich bin immer noch der Gleiche. Aber ich werde seither mehr von anderen Fahrern erkannt. Es ist schon speziell, wenn Idole meiner Kindheit mir gratulieren. Zum Beispiel Geraint Thomas oder Chris Froome. Aber ich würde gerne noch etwas ergänzen.
Nur zu …
Mir ist wichtig, dass ich nicht nur auf den einen Giro-Etappensieg reduziert werden. Ich möchte nicht, dass man in zehn Jahren sagt: «Ach ja, der Mauro Schmid, der hat ja beim Giro einmal gewonnen.»
Ende März haben Sie bei der Settimana Internazionale Coppi e Bartali die erste Etappe gesiegt.
Das war kein Rennen der höchsten Kategorie. Aber es hat gezeigt: Ich bin keine Eintagsfliege.
Ihr Radkollege Gino Mäder hat mal gesagt, dass er lieber den Giro als die Tour de France gewinnen würde. Warum ist der Giro so cool?
Hier ist alles etwas lockerer, man hat weniger Stress. Und landschaftlich ist Italien wunderschön.
Welche ist eigentlich Ihre Lieblingspizza?
Diavola, ich mag es scharf.
Wie häufig essen Sie Pizza?
Im Schnitt eine pro zwei Wochen. Wir haben im Garten einen Pizza-Ofen, das ist wunderbar.
Was essen Sie vor einem Rennen?
Müesli oder Reis mit Honig.
Milchreis?
Nein, normaler Reis mit Honig gemischt. Ist nicht sehr lecker … (schmunzelt).
Wie ticken Sie?
Ich bin offen und optimistisch.
Sie wirken sehr ruhig. Können Sie auch die Sau rauslassen?
Nur auf dem Velo.
Was wäre Ihnen lieber, ein Ferrari oder ein Porsche?
Porsche, das Design spricht mich mehr an.
Spaghetti oder Fondue?
Spaghetti, am liebsten mit Bolognese-Sauce.
Italiener müssen mit einigen Vorurteilen leben. Wie ist es bei Ihnen: Sind Sie eitel?
Nicht extrem, ich habe nicht lange vor dem Spiegel.
Sind Sie ein Macho?
Nein, aber auch kein Softie.
Wie oft telefonieren Sie?
Ich schreibe eher.
Sind Ihnen die Verkehrsregeln egal?
In der Schweiz wäre das keine gute Idee (lacht).
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Was halten Sie vom legendären Trapattoni-Ausraster?
Ich finde ihn amüsant.
Welcher italienische Vulkan ist schöner: der Vesuv oder der Ätna?
Der Ätna, weil dort die erste Ankunft 2022 auf italienischem Boden sein wird.
Rechnen Sie sich Chancen aus?
Weniger, das ist zu steil. Meine Rolle im Team ist, bei den Flachetappen Mark Cavendish zu helfen. Wir wollen so viele Siege wie möglich einfahren. Daneben werde ich aber auch meine Freiheiten haben – und die will ich nutzen. Aber ich gehe sicher nicht in eine Spitzengruppe, nur um TV-Minuten zu sammeln. Eine Flucht muss schon Sinn machen.