Seit 1719 ist Liechtenstein ein Fürstentum. An diesem schwülwarmen Sonntag wünscht sich das Ländle mit Hans-Adam II nicht mehr nur einen Fürsten, sondern auch einen König. Aber es klappt nicht!
King Küng, wie Stefan Küng (30) von Fans genannt wird, setzt sich die Krone nicht auf. Der Ostschweizer mit dem Liechtensteiner Pass – seine Grossmutter wuchs in Gamprin auf – wird nur Achter (10 Sekunden Rückstand). Dabei hatte Küng noch am Vorabend gesagt: «Ich will gewinnen!»
«Mir fehlten fünf bis zehn Prozent»
Warum klappt es nicht? Optisch sieht auf den 4,8 Kilometern alles gut aus, Küng manövriert seine neue Zeitfahrmaschine von Hersteller Wilier (Kostenpunkt: 27’000 Franken) geschickt, beim Veloweg am Rheindamm wuchtet er den Tacho auf 71 km/h hoch. «Auch mit dem schnellsten Velo der Welt brauchst du gute Beine. Mir fehlten aber fünf bis zehn Prozent.»
Der Hintergrund: Küng erwischte bei seinem dreiwöchigen Aufenthalt auf dem Säntis eine Bronchitis. «Ich lag das ganze letzte Wochenende im Bett. Ich dachte, es würde trotzdem klappen. Aber nun habe ich dafür bezahlt.»
Küng war drei Wochen auf dem Säntis
Er fühle sich zwar weder schlecht noch krank, aber der Punch fehle halt, so Küng. «Im Büro kannst du schnell wieder arbeiten. Aber im Spitzensport merkst du so eine Erkrankung halt länger.» Wie er sich die Bronchitis zugezogen hat, wisse er nicht mit Bestimmtheit. Küng hat aber einen Verdacht: «Ich habe ziemlich Mühe mit Gräserpollen. Und beim Intervalltraining habe ich gemerkt, wie es mich reizt. Das Problem war wohl, dass sich der Körper auf 2500 Metern über Meer nicht richtig erholt.»
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Eine Tragödie ist die Küng-Pleite bei seinem Ländle-Heimspiel nicht. Sein nächstes grosses Ziel bleibt so oder so das olympische Zeitfahren in Paris (27. Juli). Da will er Revanche für Tokio nehmen. Wir erinnern uns: Vor drei Jahren verpasste er Bronze um läppische vier Hundertstel. «Lieber eine Bronchitis vor der Tour de Suisse als vor Olympia», sagt er mit Galgenhumor.
Bissegger macht Werbung in eigener Sache
In Paris brillieren will auch Stefan Bissegger (25). Aber ob er das zweite Schweizer Ticket für die Sommerspiele erhalten wird? Das ist offen. Marc Hirschi (25) käme ebenfalls infrage – er wäre im Strassenrennen wohl stärker als Bissegger, dafür im Zeitfahren deutlich schwächer.
«Die Strecke in Paris liegt mir», kündigt Bissegger an. Und siehe da: In Vaduz gibt er ein kräftiges Lebenszeichen von sich, er verliert nur drei Sekunden auf Sieger Yves Lampaert (33, Be). «Schade, ich bin etwas enttäuscht», so Bissegger.
Seit fast zweieinhalb Jahren wartet der Ostschweizer auf einen Sieg in der World Tour. Trotzdem: Die Rückkehr aufs frühere Training von Coach Marcello Albasini zeigt Wirkung. «Der Motor ist da, die Richtung stimmt. Im Ziel war ich auch nicht tot, sondern hätte noch weiterfahren können. Das ist ein gutes Zeichen.»
Hirschi kündigt Angriff an
Was bleibt, ist das bittere Gefühl, dass die Schweizer in Vaduz die beste Chance auf einen Sieg bei der Tour de Suisse vergeben haben. Oder doch nicht? Hirschi: «Ich will am Montag und Dienstag etwas versuchen, die Etappen liegen mir.»