Blick: Stefan Küng, ein Zeitfahren bei der Tour de Suisse in Vaduz. Mehr Heimspiel geht nicht, oder?
Stefan Küng: Da ist was dran (lacht)!
Viele wissen nicht, dass Sie auch Liechtensteiner sind. Wie kommts?
Meine Grossmutter lebt zwar nicht mehr, sie wuchs aber in Gamprin auf. Ich bin auch sehr stolz, die liechtensteinische Staatsbürgerschaft zu haben. Ich habe auch heute noch zu vielen Kollegen aus dem Ländle Kontakt.
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Sie standen für Liechtenstein einst sogar auf dem Podest.
Die Spiele der kleinen Staaten von Europa sind für teilnehmenden Länder ein Riesenanlass. 2011 war ich 17 Jahre alt und das Rheinparkstadion bei der Eröffnungsfeier proppenvoll – eine coole Erinnerung. Beim Strassenrennen waren uns die Luxemburger überlegen, ich holte Silber. Zwei Jahre später fuhr ich in Luxemburg aber zu Gold im Zeitfahren.
Warum starteten sie danach stets für die Schweiz?
Ich bin nicht nur in der Schweiz aufgewachsen, sondern wurde vom Schweizer Verband seit jungen Jahren immer super unterstützt. Es wäre nicht fair gewesen, für ein anderes Land zu starten. Nur wenn ich es nicht geschafft hätte, mal an einer WM oder EM mitzumachen, hätte ich mir das anders überlegen müssen.
Der in Wilen TG geborene Zeitfahrspezialist galt eine Zeit lang als Bruchpilot – immer wieder warfen ihn selbstverschuldete Stürze zurück. Doch er etablierte sich im Peloton und wurde zu einem der besten Klassiker- und Zeitfahrspezialisten. Der WM-Zweite von 2022 gewann bislang zwei Tour-de-Suisse-Etappen, sein grosses Ziel in diesem Jahr sind die Olympischen Spiele und die Heim-WM in Zürich. Küng ist verheiratet und hat einen Sohn, der in wenigen Wochen 2 Jahre alt wird.
Der in Wilen TG geborene Zeitfahrspezialist galt eine Zeit lang als Bruchpilot – immer wieder warfen ihn selbstverschuldete Stürze zurück. Doch er etablierte sich im Peloton und wurde zu einem der besten Klassiker- und Zeitfahrspezialisten. Der WM-Zweite von 2022 gewann bislang zwei Tour-de-Suisse-Etappen, sein grosses Ziel in diesem Jahr sind die Olympischen Spiele und die Heim-WM in Zürich. Küng ist verheiratet und hat einen Sohn, der in wenigen Wochen 2 Jahre alt wird.
Sie waren als Bub ein guter Skifahrer. Hatten Sie nie Lust, in die Fussstapfen von Tina Weirather und Marco Büchel zu treten?
Lust schon, aber meine Eltern haben mir früh klargemacht, dass der Aufwand zu gross gewesen wäre. Und sie fanden Skifahren zu gefährlich. Im Nachhinein bin ich ihnen jedoch nicht böse – ich bin auch als Velo-Profi happy geworden (schmunzelt).
Von ihrer zweiten Heimat Gamprin bis Vaduz braucht man laut Google Maps mit dem Velo 29 Minuten. Wie ist es bei Ihnen?
Ich fuhr diese Strecke vor zehn Tagen gemütlich ab und hatte 20 Minuten. Würde ich in einem Rennen voll fahren, wäre ich wohl nicht viel langsamer als mit dem Auto. Etwa elf Minuten.
Beim Zeitfahren in Vaduz vor zwei Jahren lagen Sie vorn, überdrehten den Motor bei 35 Grad aber – Platz 3. Folgt jetzt die Revanche?
Damals kam viel zusammen. Ich hatte eine wahnsinnige Tour de Suisse, war im Gesamtklassement Fünfter – das hätte niemand erwartet. Meine Frau war hochschwanger daheim und wir wussten, dass es jeden Moment losgehen konnte mit der Geburt unseres Sohnes.
Die 87. Tour de Suisse ist etwas für Bergfahrer. Gleich vier Ankünfte mit ansteigender Strasse gibt es – sogar das abschliessende Zeitfahren endet mit der Steigung hinauf nach Villars-sur-Ollon VD. Bitter: Die Königsetappe von Locarno TI nach Blatten VS musste massiv gekürzt werden (von 151,4 auf 52,5 Kilometer), weil die Schneemassen auf dem Nufenenpass zu gross sind. Dennoch: Die 8 Etappen mit total 841 Kilometer haben es in sich, mehr als 15'000 Höhenmeter stehen den 24 Teams (à je 7 Fahrer) im Weg. Und das Schweizer Highlight? Stefan Küng und Stefan Bissegger wollen beim Mini-Zeitfahren in Vaduz (4,8 Kilomter) das Goldtrikot erobern. Für den Gesamtsieg kommt aber kein Radgenosse infrage. Titelverteidiger ist der Däne Mattias Skjelmose – er ist auch diesmal am Start. Übrigens: Auch die Schweizer Nationalmannschaft ist mit einem jungen Team wieder dabei.
Die Favoriten auf den Tour-Sieg:
Egan Bernal (27, Kol): Ist er wieder der Alte? 2022 entkam er bei einem Unfall mit einem Bus nur knapp dem Tod. Nun ist der Ex-Sieger der Tour de Suisse und Tour de France (2019) wieder bärenstark.
Mattias Skjelmose (23, Dä): «Ich gewann so häufig, dass ich arrogant wurde», blickte der Däne nach dem letztjährigen TdS-Triumph auf seine Jugend zurück. Skjelmose ist bereit für die Titelverteidigung.
Adam Yates (31, Gb): Darf er endlich wieder auf eigene Faust fahren? Im Super-Team von UAE Emirates ist er der Routinier. Stark am Berg, sehr solide im Zeitfahren. Die Tour ist wie für ihn gemacht.
Richard Carapaz (31, Ecu): Er holte Olympia-Gold, wird aber in Paris fehlen. Das machte Carapaz sauer, er schoss gegen den eigenen Verband. Gewann die TdS 2021 und zeigte sich zuletzt wieder angriffig.
Cian Uijtdebroeks (21, Be): Das nächste Rad-Wunderkind aus Belgien. Musste zuletzt den Giro wegen Krankheit aufgeben. Sein Potenzial ist riesig. Aber wie geht er mit dem Druck um? Ist noch sehr jung.
Die 87. Tour de Suisse ist etwas für Bergfahrer. Gleich vier Ankünfte mit ansteigender Strasse gibt es – sogar das abschliessende Zeitfahren endet mit der Steigung hinauf nach Villars-sur-Ollon VD. Bitter: Die Königsetappe von Locarno TI nach Blatten VS musste massiv gekürzt werden (von 151,4 auf 52,5 Kilometer), weil die Schneemassen auf dem Nufenenpass zu gross sind. Dennoch: Die 8 Etappen mit total 841 Kilometer haben es in sich, mehr als 15'000 Höhenmeter stehen den 24 Teams (à je 7 Fahrer) im Weg. Und das Schweizer Highlight? Stefan Küng und Stefan Bissegger wollen beim Mini-Zeitfahren in Vaduz (4,8 Kilomter) das Goldtrikot erobern. Für den Gesamtsieg kommt aber kein Radgenosse infrage. Titelverteidiger ist der Däne Mattias Skjelmose – er ist auch diesmal am Start. Übrigens: Auch die Schweizer Nationalmannschaft ist mit einem jungen Team wieder dabei.
Die Favoriten auf den Tour-Sieg:
Egan Bernal (27, Kol): Ist er wieder der Alte? 2022 entkam er bei einem Unfall mit einem Bus nur knapp dem Tod. Nun ist der Ex-Sieger der Tour de Suisse und Tour de France (2019) wieder bärenstark.
Mattias Skjelmose (23, Dä): «Ich gewann so häufig, dass ich arrogant wurde», blickte der Däne nach dem letztjährigen TdS-Triumph auf seine Jugend zurück. Skjelmose ist bereit für die Titelverteidigung.
Adam Yates (31, Gb): Darf er endlich wieder auf eigene Faust fahren? Im Super-Team von UAE Emirates ist er der Routinier. Stark am Berg, sehr solide im Zeitfahren. Die Tour ist wie für ihn gemacht.
Richard Carapaz (31, Ecu): Er holte Olympia-Gold, wird aber in Paris fehlen. Das machte Carapaz sauer, er schoss gegen den eigenen Verband. Gewann die TdS 2021 und zeigte sich zuletzt wieder angriffig.
Cian Uijtdebroeks (21, Be): Das nächste Rad-Wunderkind aus Belgien. Musste zuletzt den Giro wegen Krankheit aufgeben. Sein Potenzial ist riesig. Aber wie geht er mit dem Druck um? Ist noch sehr jung.
Kurz darauf wurde klar, dass Sie Corona hatten.
Wodurch ich nicht ins Spital zu meiner Frau durfte. Das war bitter. Diesmal wird das Rennen sicher anders, viel ruhiger. Und ich bekomme die Chance, den verpassten Sieg von 2022 doch noch zu holen.
Wie stehen die Chancen?
Der Fokus in der Vorbereitung lag mehr auf der Tour de France und den Olympischen Spielen. Aber ich kenne die Strecke auswendig und habe den nötigen Heimvorteil – das Ziel ist der Sieg.
Was ist eigentlich typisch liechtensteinisch an Ihnen?
Schwierig zu sagen. So viele Unterschiede zur Schweiz gibts nicht. Liechtensteiner sind sehr stolz auf ihr Land und werden oft unterschätzt. Aber sie wissen, was sie können und wenn man zum Beispiel den Wirtschaftsstandort anschaut, sieht man, wie erfolgreich sie sind.