Eine solch geräuschvolle Olympia-Selektion wie bei den Mountainbike-Männern gab es noch selten. Auch die Fahrer selber sind froh, ist die heisse Phase mit dem Rennen um nur zwei Schweizer Startplätze seit letzten Sonntag vorbei. Bike-Legende Nino Schurter (38) ist zum fünften Mal an Olympischen Spielen dabei und sagt: «Es war eine intensive Zeit, ich bin froh, dass es vorbei ist und ich Gewissheit habe. Jetzt freue ich mich enorm auf Paris.»
Die Wahl für nur zwei Schweizer Vertreter aus einer ganzen Reihe von podestfähigen Kandidaten war so trickreich, dass selbst Schurter als zehnfacher Weltmeister und dreifacher Olympia-Medaillengewinner sich seiner Sache lange nicht sicher sein konnte. «Die Selektion erfolgte relativ spät, es sind nur noch zwei Monate bis Paris», sagt der Churer an einem Event von Swiss-Olympic-Ausrüster On zu Blick.
Der Olympiasieger von Rio 2016 brachte mit dem Gesamtweltcupsieg 2023 erhebliche Vorleistung mit in die Selektionsschlussphase, doch er sagt: «Auch ich musste diesen Frühling mindestens einmal die Resultate bestätigen.» Das tat er spätestens mit Rang 2 am Sonntag in Nove Mesto.
«Wir werden nicht als beste Freunde am Start stehen»
Die Wahl neben Schurter fiel auf Mathias Flückiger (35), was in der Szene auch wegen des vorbelasteten Verhältnisses der beiden Schweizer Weltklassefahrer kritisch betrachtet wird. Stichwort: Zauberwald. Seit dem Crash 2022 im Kampf um den Weltcupsieg in Lenzerheide GR ist das Tischtuch zerschnitten.
Schurter und Flückiger gemeinsam am Start für die Schweiz – kann das gut gehen? «Wir sind alles erwachsene Menschen. Es wird hoffentlich gut kommen», sagt die Mountainbike-Lichtgestalt nach einer Denkpause. Schurter ist keiner, der Öl ins Feuer giesst. Er hofft sogar, dass es trotz der ganzen Vorgeschichte in Paris zur Zusammenarbeit mit Flückiger kommen könnte. «Mountainbike erscheint als Einzelsport, aber ein gutes Team kann sich im Rennen unterstützen. Wir werden nicht als beste Freunde am Start stehen. Aber ich hoffe, dass wir wenigstens nicht gegeneinander fahren. Wir repräsentieren in Paris die Schweiz!»