Ein Cappuccino hier, ein Espresso dort, Café crème überall. Wer verzichtet schon freiwillig auf Kaffee? Zum Beispiel Rad-Profi Marc Hirschi (22). «An Renntagen trinke ich normalerweise nur Wasser. Allerdings habe ich meist ein Koffein-Shot dabei. Den nehme ich nur, wenn ich das Gefühl habe, etwas Besonderes erreichen zu können. Dann gibt er mir einen Kick.»
Längst nicht alle Rad-Profis leben so enthaltsam. Viele trinken gleich mehrere Tassen Kaffee am Tag. Und geben sich im Rennen mit Gels oder aufgelösten Tabletten weitere Koffein-Dosen. Das sehen einige Fahrer kritisch. Für sie sind Nervosität und Stürze auch darauf zurückzuführen – der Begriff «Koffein-Scheibe» macht die Runde.
«Koffein fördert sicher die Aufmerksamkeit. Wenn man mit 75 km/h auf einen Verkehrsteiler zurast, ist das ein Vorteil. Aber es ist wohl auch so, dass die Zweikämpfe deswegen härter geführt werden», sagt Silvan Dillier (30). Der Aargauer ist wie Hirschi derzeit an der Tour de France unterwegs.
10 bis 12 Kaffees
Bis 2004 war Koffein mit einem Grenzwert auf der Doping-Liste. «Er war so hoch, dass man zehn bis zwölf Kaffees trinken musste, um ihn zu erreichen», sagt Joëlle Flück. Die Ernährungswissenschaftlerin arbeitet bei Swiss Cycling. Sie denkt nicht, dass Koffein im Radsport ein Problem sei.
Tatsächlich wird im offiziellen «Aufwärmprotokoll XC für Mountainbike und Zeitfahrwettkämpfe» von Swiss Cycling die Koffein-Einnahme 30 bis 60 Minuten vor Rennbeginn gar empfohlen – und zwar 3-6 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. «Beim Mountainbike ist der Start eine entscheidende Phase des Wettkampfs, um sich eine gute Position zu ergattern. Daher ist es wichtig, früh seine volle Leistung zu bringen. Koffein kann dabei helfen», erklärt Flück.
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Der Motor kann explodieren
Mountainbike-Dominator Mathias Flückiger (32) – er gewann zuletzt vier Weltcups in Serie –verzichtet an Wettkampftagen gänzlich auf den Koffein-Kick. «Früher nahm ich Tabletten, die etwa drei Espressi entsprachen. Sie wirkten etwa in der Mitte des Wettkampfs. Aber wenn sie einschlugen, verkrampfte ich mich fast», so Flückiger. Sein Puls sei schlicht zu hoch gewesen, so der Oberaargauer. «Ich war wie ein Auto, dessen Motor mit mega hoher Drehzahl unterwegs ist. Er hätte auch explodieren können. Darum nehme ich kein Koffein mehr.»