«Eine Person, die verdächtigt wird, diese Taten begangen zu haben, wurde am Mittwoch festgenommen und befindet sich in Gewahrsam», sagte die zuständige Staatsanwältin Camille Miansoni zum Schild-Crash an der Tour de France.
Ein kurzer Rückblick: Eine Frau hält bei der ersten Etappe der Tour de France ein Karton-Schild hoch, um damit ihre Grosseltern zu grüssen. Der Deutsche Tony Martin (36) kann nicht mehr ausweichen, stürzt und reisst damit über 30 weitere Fahrer mit. Massenkarambolage! Dutzende Rad-Stars verletzen sich!
Neue Anzeige aus der Schweiz
Nun muss die beschuldigte Person länger im Gefängnis bleiben als gedacht. Die Zeit in Gewahrsam wurde von der Gendarmerie verlängert. Die Crash-Frau ist frühestens am Freitagnachmittag, wenn nicht sogar erst am Wochenende, wieder auf freiem Fuss.
Am Freitag wird zudem bekannt, dass weitere Leute die Frau anzeigen möchten, wie beispielsweise die Fahrer-Organisation Cyclistes Professionnels Associés (CPA) aus der Schweiz. Auch der spanische Radfahrer Marc Soler (26), der nach der Massenkarambolage aufgeben musste, überlegt, die Frau anzuzeigen.
Organisatoren ziehen Anzeige zurück
Nach diversen Zeugenaussagen und Befragungen ist die Schuldige nun verhaftet. Einen Tag später aber die Wende: Die Organisatoren der Frankreich-Rundfahrt ziehen die Anzeige, die gegen die Frau nach dem Vorfall eingereicht wurde, zurück. Dies teilt Renndirektor Christian Prudhomme am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP mit. «Der Vorfall und seine Konsequenzen haben alle Dimensionen gesprengt», so Prudhomme. «Jetzt wollen wir etwas Ruhe in die Dinge bringen, zumal die Botschaft angekommen sein dürfte, dass Fans am Strassenrand vorsichtig sein sollten.»
Die Zuschauerin muss dennoch mit Konsequenzen rechnen. Die Behörden ermitteln wegen fahrlässiger Körperverletzungen, ihr drohen Freiheits- und Geldstrafe. Hinzu könnten Schadenersatz-Forderungen kommen.
Martin findet es eine «Schande»
Dies dürfte Martin, der am Ursprung des Massencrashs stand, kaum beruhigen. Er sagt zur «Bild»: «Ich finde es eine Schande, dass sie zuerst gesucht werden muss und nicht vor Ort blieb, sich nach uns erkundigte, uns half und sich selbst bei der Polizei meldete.»
Martin weiter: «Das hat nichts mit Rache zu tun. Sie hat ihren Kopf nicht eingeschaltet, aber das kann keine Entschuldigung sein.» Martin hofft weiter, dass die Schuldige eine Strafe bekomme, die eine «abschreckende Wirkung» hat. «Die Leute sollen sich Gedanken machen, was passieren kann, wenn sie auf die Art an die Strasse kommen und wie hoch dann die Gefahrenlage ist», sagt Martin.
«Die Frau bekam Angst»
Für die junge Frau dürfte die ganze Situation, das ganze mediale Interesse zu viel gewesen und könnte deshalb untergetaucht sein. Ein Sprecher der Tour-Veranstalter sagte gegenüber «Le Figaro»: «Die Zuschauerin bekam Angst und ist deshalb geflohen. Das war nicht absichtlich, es war einfach unaufmerksam. Sie wollte den Fahrern nicht schaden.» (leo/mam)