Spitzname «Pogacarmstrong»
Tour-Leader Pogacar wehrt sich gegen Doping-Vorwürfe

Tadej Pogacar scheint auf dem Weg zu seinem zweiten Tour-Titel nicht zu stoppen. Noch nie in der Radsport-Geschichte war ein 22-Jähriger so stark – die Entwicklung des slowenischen Wunderkindes löst deshalb nicht nur Jubel, sondern auch Zweifel aus.
Publiziert: 06.07.2021 um 15:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2021 um 18:21 Uhr
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Der Zweifel fährt mit bei Tadej Pogacar, der an der Tour de France stark auftritt. Viele fragen sich: zu stark?
Foto: imago images/Sirotti

Die zwei Tage im ausserirdischen Tempo von Tour-Leader Tadej Pogacar rufen zahlreiche Skeptiker auf den Plan. Die Frage, die sie sich stellen: Wie in aller Welt sind derartige Leistungen für einen 22-Jährigen möglich?

«Ich denke, wir haben genug Kontrollen, um den Leuten zu zeigen, dass ihre Zweifel falsch sind», sagt der Slowene am Montag während einer kleinen Presserunde. «Ich hatte zum Beispiel am Sonntag drei Kontrollen an einem Tag – zwei vor der Etappe und eine danach.»

Spitzname «Pogacarmstrong» macht die Runde

Am Sonntag, als er in Tignes bei einer neuerlichen Machtdemonstration die Gesamtführung ausbaute, erinnerte er viele im Tross an dunkle Dominatoren der Tour. Sogleich machte der Spitzname «Pogacarmstrong» die Runde. In Anlehnung an Lance Armstrong, dessen sieben Tour-Siege allesamt gestrichen wurden, nachdem er als einer der grössten Betrüger der Sportgeschichte entlarvt wurde.

Als Pogacar im Vorjahr wie eine Naturgewalt über die Tour hereinbrach und sich am vorletzten Tag das Gelbe Trikot schnappte, war auch die Fachwelt beeindruckt. Doch während andere blutjunge Toursieger wie Jan Ullrich (23/1997) oder Egan Bernal (22/2019) im Jahr danach mehr oder minder grosse Rückschläge erlitten, die Entwicklung eben nicht mehr rasend weiter nach oben ging, ist Pogacar noch deutlich stärker geworden.

«Pogacar wirkt wie ein Ausserirdischer»

«Pogacar wirkt wie ein Ausserirdischer. Er steht im Mittelpunkt der Debatten, weil er auf einem solch aussergewöhnlichen Level fährt», sagte AG2R-Sportdirektor Julien Jurdie. Den Franzosen macht das brutal starke Auftreten der beiden «arabischen» Teams UAE Emirates (mit Pogacar und Marc Hirschi) und Bahrain Victorious (gewann zwei schwere Etappen) stutzig: «Ich frage mich, ob solche Dominanz möglich ist, und ich habe keine Antwort. Ich verstehe, dass da Zweifel entstehen.»

Die Zweifel an Pogacar sind hausgemacht, durch den Leumund der Entscheidungsträger um ihn herum. Sein Teamboss Mauro Gianetti war als Manager des Teams Saunier-Duval um Erzdoper Ricardo Ricco 2008 in einen der grössten Skandale der Tour verwickelt, Tour-Boss Christian Prudhomme nannte den Schweizer einen «Mann von schlechtem Ruf». Sein Sportdirektor Andrej Hauptman wurde 2000 wegen verdächtiger Blutwerte aus der Tour ausgeschlossen. Der Arzt und Trainingsplaner Inigo San Millan ist für seine eher experimentellen Methoden, Mittel und Ansätze bekannt.

Und die Unschuldsvermutung gilt im Radsport seit den Skandalen rund um die Jahrtausendwende nur noch sehr bedingt. (sid)

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