Das Corona-Reglement macht Tadej Pogacar einen Strich durch die Rechnung. Nein, küssen darf er seine Freundin Urska Zigart noch nicht. Dabei hat er doch soeben die Tour de France gewonnen. Als erster Slowene überhaupt und als jüngster Fahrer seit über 100 Jahren. Kurze Zeit später ist es endlich soweit: Tadej und Urska erhalten grünes Licht. Und tatsächlich: Obwohl die beiden ziemlich medienscheu sind, küssen sie sich vor den Kameras. Warum auch nicht? Der erste Tour-Sieg – so einen Moment gibt nur einmal.
Nur einen Tag nach der Tour wurde Pogacar 22 Jahre alt. Seine Freundin Urska, ebenfalls Rad-Profi, ist 23 und damit etwas älter. Genauer: 1 Jahr, 9 Monate und 18 Tage. Egal. Oder doch nicht? Zigart machte der Unterschied bei ihrem allerersten Treffen zu schaffen. «Tadej fuhr noch Juniorenrennen und war etwas zu jung für mich», erinnert sie sich in der «L'Équipe». Damals, im Februar 2017, trafen sie sich in einem slowenischen Trainingslager. «Der Coach fragte nach Freiwilligen für Sprint-Trainings. Das ist aber nicht meine Spezialität, ich bin stärker am Berg – so wie Tadej. Also fuhren wir ganz hinten und haben gequatscht.»
Sie verstanden sich damals gut, gewiss. Doch weil sich Zigart am Altersunterschied störte, war zunächst nicht mehr. Pogacar und Zigar blieben aber in Kontakt, telefonierten regelmässig. Nach eineinhalb Jahren merkten die beiden schliesslich: Das ist mehr als Freundschaft, das ist Liebe.
«Flucht» nach Monaco
Ende 2019 zogen Pogacar und Zigart zusammen. Aber nicht in ihrer Heimat. Nein, sie «flohen» nach Monaco. Der Grund: Die Presse war nach den grossen Erfolgen des Supertalents bei der Spanien-Rundfahrt (3 Etappensiege und Gesamtrang 3) zu aufsässig geworden. «Wir machten einige schlechte Erfahrungen. Einige Journalisten wissen nicht, wo die Grenzen liegen», so Zigart.
Im Fürstentum trainiert das Rad-Liebespaar oft gemeinsam im bergigen Hinterland. Es scheint bei beiden zu wirken: Noch ehe Pogacar bei der Tour brillierte, wurden er und Zigart am gleichen Tag slowenische Zeitfahrmeister. Und sonst? In der Freizeit spielt Zigart gerne «Rythm and Blues» auf der Gitarre, während es sich Tadej auf dem Sofa gemütlich macht. Gerne würde ihm seine Freundin, die Chopin über alles liebt, auch am Klavier vorspielen. Dieses blieb aber beim Umzug in Slowenien stehen – zu schwer.
«Tadej isst so viele Crepes, wie er kann»
Ob es Pogacar und Zigar zuhause an der Cote d'Azur weiterhin so gemütlich haben werden wie bislang, ist unsicher. Ihm ist bewusst: «Die Dinge werden sich verändern. Aber ich möchte der bleiben, der ich bin.» Sprich: Der nette, bescheidene junge von nebenan. Die Chancen dazu sind gut.
Pogacars Mutter Marjeta meinte kürzlich: «Tadej isst immer noch so viele Crepes mit Nutella, wie er kann. Er ist bescheiden, mag seine Freunde und TV-Serien.» Im Vordergrund bliebe aber stets das Radfahren. «Tadej feiert seine Geburtstage nie. Er hat keine Zeit dafür.»
Bleibt zu hoffen, dass er diesmal eine Ausnahme machte.