«Ich aber bin alleine»
Schwarzer Profi prangert Rassismus im Radsport an

Kévin Réza (32) ist der einzige dunkelhäutige Profi im diesjährigen Tour-de-France-Feld. Mit Rassismus wird er immer wieder konfrontiert.
Publiziert: 18.09.2020 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2020 um 14:19 Uhr
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Tour de Romandie 2017: Réza und Moscon geraten aneinander.
Foto: Screenshot

Rassismus ist leider auch im Radsport ein Thema. Zu oft wird darüber geschwiegen.

  • Tour de France 2014, 16. Etappe: Eine 5er-Spitzengruppe fährt während 20 Kilometern mit rund 40 Sekunden Vorsprung vor dem Feld. Alle machen ihre Führungsarbeit – nur Kévin Réza (26, Team Europcar) weigert sich hartnäckig. Das passt Michael Albasini (33) gar nicht. «Dreckiger Neger!» So soll der Ostschweizer, ein ausgebildeter Primarlehrer und Familienvater, den dunkelhäutigen Réza beschimpft ­haben. Das behauptet Europ­­car-Teamchef Jean-René Bernaudeau. Happige Vorwürfe.
  • Tour de Romandie 2017, 3. Etappe: Gianni Moscon (It) und Ké vin Réza (Fr) geraten sich in die Haare. Der Italiener vom «Team Sky» verliert dabei die Fassung, beschimpft den dunkelhäutigen Konkurrenten rassistisch.

Beide Male entschuldigte sich der Übeltäter. Albasini gab zu, Réza mit Schimpfwörtern eingedeckt zu haben, bestritt aber die Rassimsus-Vorwürfe. Moscon wurde von seinem Team «Sky» für 6 Wochen aus dem Verkehr gezogen.

Beide Male ebbte die Aufregung aber schnell ab. Zu schnell. Das soll sich jetzt endlich ändern. Kévin Réza, mehrfaches Rassismus-Opfer und einziger dunkelhäutiger Profi im diesjährigen Tour-de-France-Feld, hat am zweiten Ruhetag mit «cyclingnews.com» über die Rassismus-Thematik im Radsport gesprochen.

Sein ernüchterndes Fazit: «Meine engsten Freunde im Feld sind zwar zu mir gekommen, aber generell? Nein, ich habe keine grössere Solidarität erfahren, welche die Aufmerksamkeit auf das Geschehene gelenkt hätte.»

«Ich aber bin alleine»

Der Franzose weiter: «So ist das Peloton nunmal. Es gibt keine grosse Solidarität im Radsport. Das ist keine Kritik, sondern nur eine Beobachtung», so Réza.

Der 32-Jährige ist aber auch nicht das grosse Sprachrohr, wie er im Juli der Nachrichtenagentur Reuters schilderte. «Ich bin einer der wenigen schwarzen Profis. Das ist nicht wie in der NBA. Und ich habe auch viel weniger Follower als LeBron James», erklärte Réza seine Situation.

Und jetzt stellt der Radprofi klar: «Ich aber bin alleine. Das ist nur ein Fakt. Ich bewundere was in anderen Sportarten getan wird, aber ich glaube, der Radsport ist momentan nicht bereit für das. Ich fühle mich bereit, aber ich bestreite diesen Kampf nicht alleine.»

Im Zuge des gewaltsamen Todes von George Floyd und der aufkommenden «Black Lives Matter»-Bewegung hat Réza aber Grosses vor. «Ich will nachdenken, Möglichkeiten ausloten und die Sache dann richtig anpacken.»

Reichenbach setzte Zeichen

Einer, der den Skandal an der Tour de Romandie 2017 nicht herunterspielte, war der Schweizer Sébastien Reichenbach (27). Mit seiner Twitter-Nachricht löste er damals eine Welle der Empörung aus. «Ich bin schockiert», schrieb er, «noch immer gibt es Idioten, die sich rassistisch äussern, auch im Profi-Radsport. Ihr seid eine Schande für unseren Sport.»

Sein Tweet wurde mehr als vierhundert Mal geteilt. Immerhin.

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