Der 6. August 2020 ist ein dunkler Tag im Radsport. Bei der Polen-Rundfahrt knallt der Fabio Jakobsen (24) nach einem Rempler seines Landsmanns Dylan Groenewegen (28) mit 80 km/h in die Absperrgitter. Ein Alptraum. Jakobsen zieht sich schlimmste Verletzungen an Kopf und im Gesicht zu, er verliert fast alle Zähne und erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma. Die Rettungskräfte vor Ort kämpfen um sein Leben, später wird er fünf Stunden lang operiert. «Ich hatte Angst, es nicht zu schaffen», so der 24-jährige Holländer.
Doch es klappt, Jakobsen hält durch. Und heute? Da steht er wieder mitten im Leben – mit neuem Gesicht, aber mit alter Klasse. Bei der Vuelta gewinnt am Dienstag 377 Tage nach seinem Horrorsturz wieder einen grossen Sprint. «Ich habe das Gefühl, dass nach diesem Sieg mein Comeback komplett ist und sich der Kreis nach allem, was im letzten Jahr passiert ist, nun schliesst», sagt er.
«Auch ein Sieg der Ärzte»
Tatsächlich gibt es keinen im Peloton, der Jakobsen das Comeback nicht gönnt. Kolumbiens Egan Bernal (24) gewann 2019 die Tour de France und in diesem Jahr der Giro. Er meint: «Ich freue mich riesig für ihn.»
Jakobsen selbst spricht vom schönsten seiner 21 Siege in seiner Karriere. «Nun kann ich ein Kapitel in meinem Leben schliessen. Der Unfall wird immer ein Teil von mir sein, aber jetzt will ich neue Kapitel schreiben», so Jakobsen.
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Er selbst ist ganz offensichtlich selbst von seinem Meisterstück erstaunt. «Mein erstes Ziel in der Reha war, wieder ein normales Leben führen zu können. Dann musste ich viel Mentaltraining machen. Zu Beginn hatte ich Angst vor dem Tempo, den Sprints, einem möglichen, weiteren Sturz.»
Nach und nach habe er sein Vertrauen auf dem Rad wieder gefunden, erklärt Jakobsen. Abschliessend meint er: «Dieser Sieg gehört auch meinen Freunden, meiner Familie, meiner Verlobten und den Ärzten, die mir das Leben gerettet haben.»