Ein Team gewinnt im gleichen Kalenderjahr Giro, Tour de France und Vuelta – hier sogar mit den Plätzen 1, 2 und 3. So etwas hat es nie gegeben. Bis heute! Jumbo-Visma schafft mit Primoz Roglic (Giro), Jonas Vingegaard (Tour de France) und Sepp Kuss (Vuelta) das historische Triple. Klar, dass die Frage auftaucht, wie das überhaupt möglich ist.
Kritiker der holländischen Mannschaft führen schnell Ketone auf, ein Abbauprodukt des Fettstoffwechsels. Es soll leistungssteigernd wirken, und Jumbo-Visma arbeitet ganz bewusst damit. Ob es sich um ein Wundermittel handelt, wie manche meinen? Fakt ist: Ketone ist nicht auf der Dopingliste, aber sehr teuer. Und damit alleine gewinnt man keine Grand Tour, bei weitem nicht.
Auf einem neuen Level
Jumbo-Visma ist vielmehr ein Team, das die Professionalisierung des Radsports auf eine neue Ebene gebracht hat. Weder beim Essen noch beim Schlafen, der Infrastruktur, den Velos und schon gar nicht beim Training wird etwas dem Zufall überlassen.
Daten werden analysiert, interpretiert und Strategien entwickelt, um Rennen zu gewinnen. Dabei lässt man die menschliche Komponente nicht aussen vor und versucht, jedem Fahrer Siege zu ermöglichen, um die Motivation hochzuhalten.
Ein Auge für Champions
Im Gegensatz zum Team Ineos (früher: Sky), dem in den Zehnerjahren dominierenden Team, kauft Jumbo-Visma nicht die besten Fahrer zusammen. Im Gegenteil: Die Equipe von Manager Richard Plugge hat dank eines Nachwuchsteams ein grosses Reservoir an Talenten, aber auch ein Auge für künftige Champions. Vingegaard, der einst in einer Fischfabrik arbeitete, aber auch Ex-Skispringer Roglic, sind gute Beispiele. Beide feierten beim Team, das durch eine Supermarktkette (Jumbo) und einer Firma für Unternehmenssoftware (Visma) alimentiert wird, ihre grössten Triumphe.
Ob das so weitergehen wird? Zuletzt gab es Gerüchte einer Übernahme durch Sponsoren aus Saudi-Arabien – konkret ist aber noch nichts.