Auf einen Blick
- Carmen Brussig zog wegen Schokolade in die Schweiz
- Erste Paralympics für die Schweiz mit 47 Jahren
- Ihre Zwillingsschwester ist genauso erfolgreich
Ursprünglich zog die deutsche Para-Judoka Carmen Brussig (47) wegen etwas in die Schweiz, das fast jeden begeistert. Ob gross, klein, jung oder alt, die meisten lieben Schokolade. Brussig liebte sie so sehr, dass sie vor 22 Jahren ihr Heimatland Deutschland verliess und ins Land der Schoggi zog. Die gelernte Konditorin war begeistert von der Schweizer Art, die Nascherei herzustellen.
Kolumne von Paralympics-Experte Lukas Christen
Doch durch ihre fortschreitende Sehbehinderung kann Brussig mittlerweile nicht mehr als Konditorin arbeiten. Im Moment arbeitet die Paralympionikin darum 40 Prozent in einer Praxis für traditionelle chinesische Medizin. Ihre Arbeitszeiten kann sie sehr flexibel bestimmen, da ihre Trainerin praktischerweise auch ihre Chefin ist. So legt sie ihre Arbeitszeit um ihre Trainingsstunden herum.
Sie ist Vorbild und Trainerin
Trainings absolviert die Judoka in Wollerau SZ oder in Niederurnen GL. «Im Team bin ich Einzelgängerin», sagt Brussig, da sie nicht mit anderen Sehbehinderten, sondern in einem ganz normalen Judoklub trainiert.
Für die Kinder im Trainingszentrum ist sie ein grosses Vorbild. Neben ihrem eigenen Training und ihrem Job arbeitet sie zusätzlich noch als Kindertrainerin für den Nachwuchs.
Erste Paralympics nach Nationenwechsel
Nun ist Brussig an den Paralympics dabei. Zum ersten Mal wird sie die Spiele in Schweizer Farben bestreiten. Für Deutschland gewann sie schon einen ganzen paralympischen Medaillensatz, sie war mehrfach Welt- und Europameisterin. Genauso wie ihre Zwillingsschwester Ramona, die in der Klasse bis 57 kg antritt, Carmen kämpft in der Kategorie bis 48 kg. Nun sind die Zwillinge einmal mehr an den Spielen dabei – doch erstmals für verschiedene Länder.
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«Ziel war es, für diese Spiele einfach die Qualifikation zu schaffen», sagt Carmen Brussig. Diese hat sie nun hinter sich. Sie will sich jedoch weiterhin keinen Druck machen. «Jeder Sportler will eine Medaille gewinnen. Aber ich muss realistisch bleiben. Ich bin schon 47 und kein junger Hüpfer mehr.» Trotzdem fügt die Judoka noch an, dass es natürlich trotzdem schön wäre, wenn eine weitere Medaille rausspringen würde.
Dass nun die Möglichkeit einer Schweizer Medaille besteht, lässt sich auf rein praktische Gründe zurückführen. Brussig lebt schon seit 2003 in der Schweiz und sagt, es sei schlicht einfacher, für das Land anzutreten, in dem man wohnt. «Ich hatte auch keine Lust mehr, jedes Mal nach Deutschland zu fahren für eine Sportuntersuchung.» Wer weiss: Vielleicht ist tatsächlich Schweizer Schoggi bald der Grund für eine paralympische Schweizer Medaille.