Während Cathrine Debrunner ihr 5000-Meter-Rennen souverän gewann, blieb für Marcel Hug «nur» Silber. Medienschlagzeilen sind brutal.
Hug dominiert diese Distanz meistens – und wurde dann an den Paralympics eben «nur» Zweiter. Das zeigt, dass selbst mit Hightech-Material ein Sieg kein Selbstläufer ist.
Der Rennverlauf war schwierig. Marcel musste am Schluss aussen herum weitere Wege fahren und war kurz eingekeilt. Und wie krass Sieger Romanchuk im Endspurt den Turbo zündete, war beeindruckend.
Jetzt gehts um die mentale Verfassung
Wie bleibst du jetzt als Marcel ruhig und selbstsicher? Was gibt dir die Gewissheit, dass das nur ein Betriebsunfall war und du sofort zu früherer Dominanz zurückfindest?
Wie du jetzt deine Gedanken und Emotionen bis zum nächsten Rennen nutzt, entscheidet darüber: Entweder kommst du gestärkt zurück oder du bleibst verunsichert.
Marcel und Cathrine stemmen in Paris ein Mammut-Programm. Leistungs- und Erwartungsdruck sind riesig. Was sie stemmen müssen, ist enorm – vor allem auch mental.
Mich haben die Paralympics diesbezüglich zurechtgeschliffen. Als ich in Sydney im 100-Meter-Final meine erste Niederlage kassierte, blieben mir vier Tage bis zur Revanche über 200 Meter. Es war ein Bootcamp für meine Seele. Ich zog mich radikal in mich selbst zurück und zementierte mein «Jetzt-erst-recht»-Mindset mit Meditation. Ich kam zurück und holte über 200 Meter Gold in Weltrekordzeit.
Marcel und Cathrine haben ihr ganz eigenes Sieger-Mindset. Cathrine wird vorne bleiben. Und Marcel wird zurückkommen. Ganz sicher. Weil nicht nur ihr Material und ihre Fitness top sind, sondern auch ihre mentale Stärke.
Lukas Christen (58) verlor mit 21 Jahren bei einem Töffunfall sein linkes Bein. Parallel zum Wirtschaftsstudium wurde er als Sprinter und Weitspringer zu einem der weltbesten Behindertensportler. Christen nahm 1992, 1996 und 2000 an den Paralympics teil und holte fünfmal Gold. Die Paralympics 2024 in Paris begleitet der Zentralschweizer als Blick-Experte.