«Hol die Kameltreiber»
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Rassismus-Eklat bei Rad-Rennen:«Hol die Kameltreiber»

«Hol dir die Kameltreiber!»
Deutscher Rad-Funktionär muss nach Rassismus-Eklat Tokio verlassen

Der deutsche Rad-Funktionär Patrick Moster muss die Olympischen Spiele nach einem Rassismus-Eklat verlassen. Er schrie das Wort «Kameltreiber» live am TV. Vom Weltverband wird er nun supendiert.
Publiziert: 29.07.2021 um 08:40 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2021 um 14:32 Uhr
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Im Kreuzfeuer der Kritik: Patrick Moster, Leistungsdirektor des Bunds Deutscher Radfahrer.
Foto: imago/Matthias Koch

Radsport-Funktionär Patrick Moster (54) wird nach seiner rassistischen Entgleisung nun doch vorzeitig nach Hause geschickt. Mit einem Tag Verspätung entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), dass der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) von den Olympischen Spielen abreisen muss.

«Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass seine öffentliche Entschuldigung für die am Mittwoch von ihm getätigte rassistische Äusserung aufrichtig ist. Mit dieser Entgleisung hat Herr Moster jedoch gegen die olympischen Werte verstossen. Fairplay, Respekt und Toleranz sind für das Team D nicht verhandelbar», so DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Und es kommt noch dicker für Moster. Am Donnerstag meldet der Welt-Radverband UCI, dass der Deutsche bis auf weiteres suspendiert ist. Die Äusserungen von Moster stünden im Gegensatz zu den Anstandsregeln des Weltverbandes, sie seien diskriminierend und stellten somit eine Verletzung des Artikels 12.4.017 der Regularien dar.

«Hol dir die Kameltreiber»

Was ist passiert? Der algerische Athlet Azzedine Lagab wird am Mittwoch beim Männer-Zeitfahren bei Olympia übel beleidigt. Als er zusammen mit dem Eritreer Amanuel Ghebreigzabhier (26) vom Deutschen Nikias Arndt (29) verfolgt wird, ist live am TV zu hören, wie Patrick Moster (54), der deutsche Leistungsdirektor des Bunds Deutscher Radfahrer, seinen Schützling am Strassenrand rassistisch anfeuert: «Hol die Kameltreiber! Hol die Kameltreiber! Komm!»

Der Algerier meldet sich später bei Twitter und schreibt: «Nun, es gibt kein Kamelrennen bei Olympia, deshalb betreibe ich Radsport. Wenigstens war ich in Tokio dabei.»

«Ich bin kein Rassist»

In der «Bild» versuchte Moster, sich zu erklären: «Ich bin kein Rassist und ich stehe für die Werte des Sports. Ich achte die Leistung aller Teilnehmer und habe mich bereits öffentlich entschuldigt für diese Aussagen. Sie tun mir unendlich leid und sind auch mit der oft rauen Sprache im Sport nicht zu entschuldigen.»

Er erklärt seine Entgleisung gegenüber den Medien mit dem «Eifer des Gefechts» und der «Gesamtbelastung»: «Ich stand in der Verpflegung und habe Nikias Arndt angefeuert. Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen. Es tut mir unendlich leid, ich kann nur aufrichtig um Entschuldigung bitten. Ich wollte niemanden diskreditieren.»

«Nichts zwingt Sie, so etwas zu sagen»

Zudem kommentierte Lagab einen Beitrag des Deutschlandfunks, in dem Mosters Entschuldigung, wonach er sich im Eifer des Gefechts in der Wortwahl vergriffen habe, zitiert wurde. Lagab schrieb dazu: «Nichts zwingt Sie, so etwas zu sagen. Eine Entschuldigung, die genauso schlecht ist wie die Fakten.»

Fakt ist auch, dass Moster noch immer Leistungsdirektor des Bunds Deutscher Radfahrer ist, auch wenn er nun aus Tokio abreisen muss. Hörmann erklärte am Mittwoch: «Unser Team D steht für die Einhaltung der olympischen Werte Respekt, Fairplay und Toleranz und lebt diese in all ihren sportlichen Wettbewerben. Es ist wichtig, dass sich Patrick Moster unmittelbar nach dem Wettkampf für die Aussagen entschuldigt hat.»

Hörmann weiter: «Zwischenzeitlich haben wir dazu ein offenes und selbstkritisches Gespräch geführt und haben dadurch den Eindruck und die Sicherheit gewonnen, dass es ihm unendlich leid tut.» Tags darauf wird Moster nach Hause geschickt.

Arndt: «Ich bin entsetzt»

Auch der «angefeuerte» Schützling Arndt meldet sich ebenfalls bei Twitter und schreibt: «Ich bin entsetzt über die Vorfälle beim olympischen Zeitfahren und möchte mich hiermit deutlich von den Aussagen des sportlichen Direktors distanzieren! Solche Worte sind nicht akzeptabel.»

Übrigens: In Mosters Palmarès als Radfahrer sticht ein einziger Sieg in einer Gesamtwertung heraus: Jener 1997 bei der ... Tunesien-Rundfahrt!

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Foto: freshfocus
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Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.

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